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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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vielmehr als trefflich Zusammenarbeitende Verbündete gegen eine ge­meinsame und überlegene Aonkurrenz.

III.

Von den Beziehungen des deutschen Bkitteleuropas zum Orient hat ein volles Jahrhundert hindurch jenes geflügelte Wort gegolten, welches Goethe dem deutschen felbstgenügsamen Philister in den Mund gelegt. Jetzt endlich trifft es nicht mehr zu.Wenn hinten, weit in der Türkei, die Völker aufeinander schlagen", wird auch der deutsche Aleinstaatler aus seiner Behaglichkeit gerissen und er empfindet dunkel, daß, was am Bosporus sich vorbereitet und an den Nilmündungen sich vollzieht, in Deutschland so unmittelbar berührt, als geschähe es an der Grenze, in nächster Nachbarschaft, daß im Orient Europa kämpft und in und mit Europa das Deutsche Reich um weitaus­schauende politische und wirthschastliche Ziele. In den weiterdenkenden Areisen ist dieses dunkle Gefühl, seitdem unter Deutschlands Vorsitz im Frieden von Frankfurt a. Nkain die westeuropäischen und im Frieden von Berlin die südosteuropäischen Staatsverhältnisse neu geregelt wurden, seitdem deutsche Beamte nach Aonstantinopel gegangen und dort der deutsche Einfluß mehr hervorgetreten ist, zürn klaren Bewußtsein geworden, vor Allem in solchen Areisen, wo nicht theoretische hohe, sondern praktische Znteressenpolitik getrieben wird.

Schon vor Jahrzehnten ist von List, Röscher u. A. aus die wirthschastliche Bedeutung des Orients für das deutsche Mitteleuropa hingewiesen worden, allein ohne Aenntniß von Land und Leuten nur in dunklen, wenngleich richtigen Empfindungen und phantasievollen Abstractionen. Aus den Orient hat auch der größte deutsche National- ökonom des achtzehnten Jahrhunderts, an dessen weitblickende An­regungen die Gegenwart so oft lernend angeknüpft, eindringlich auf­merksam gemacht. Nur der Levantehandel ist noch frei, schrieb Zustus Nkoeser im Jahre t?63, und für Deutschland so günstig als möglich. Und doch befinde sich kein Bremisches oder Hamburgisches Handlungs- haus in der Levante.Man läßt diese Vortheile den Franzosen, Eng­ländern und Holländern. . . . Wir müssen Eomptoirs und Waaren­lager in der Fremde halten. . . Unsere Aausmannssöhne spazieren nach Bremen und Hamburg. Nach Tadix, nach Lissabon, nach Smyrna, nach Aleppo, nach Lairo sollten sie gehen, sich um Das­jenige bekümmern, was dort mit Vortheil abgesetzt werden kann, sich dort Bekannte und Associirte erwerben und dann handeln". So vor mehr als hundert Zähren der patriotische Rath von Osnabrück, welcher