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allein verschiedene Umstände wirken zusammen, um diese Stellung in ihren Grundstützen zu erschüttern. Indem es in schwierigen Fragen rechtzeitig den Boden der Thatsachen zu betreten wußte, ist es dem klugen Volke oft gelungen, selbst aus Gefahren Nutzen zu ziehen und so hat denn der englische Handel ungesäumt auch die Vortheile des neuen ihm sonst nicht willkommenen. Verkehrsweges sich angeeignet und dabei alle anderen Völker weitaus überflügelt. Ja, durch den Ankauf von j 76,000 Actien der Suezkanalgesellschaft ist England zu zwei Fünftel des Kanals dessen Eigenthümer geworden und ist im Begriffe, trotz aller Schwierigkeiten auch in den Besitz desselben zu gelangen. Inwieweit es dieses Ziel schon jetzt erreicht, wird sich bei der Erweiterung des alten oder bei der Erbauung eines neuen Suezkanals zeigen. Es handelt sich dabei um die Feststellung der neuen dazu erforderlichen Konzession, über welche in erster Linie der Khedive, in zweiter Linie der Sultan als dessen Souverän, in letzter Instanz aber Europa selbst als Hüter der Freiheit und Neutralität des Kanals zu entscheiden hat.
Ob der j?anama-Kanal, welcher Ende dieses Jahrzehnts vollendet werden soll, dem Welthandel eine neue Umwälzung bereiten wird? In dem Verkehr zwischen Europa und dem ferneren Grient wird zwar keine Wandlung geschaffen, wohl aber die nordamerikanische Republik mit ihrem industriellen Osten sehr erheblich dem ostasiatischen Warkte näher gerückt werden, wo sie schon jetzt eine ausgedehnte Handelsthätigkeit entwickelt.
Hat sich Oesterreich-Ungarn für Deutschland und dessen Verkehr mit dem Orient bisher nicht als eine Hilfe, sondern als ein Hinderniß erwiesen und selbst in der jüngsten Zeit von Trieft aus weniger nach seinen natürlichen Handelsgebieten im Osten, sondern nach dem Westen geblickt und zu Ungunsten der Nordseehäfen und des deutschen Handels auf Kaffee und andere Kolonialien Differenzialzölle bei der Einfuhr über Trieft und Fiume gelegt, welche im Gesammtbetrage von f Millionen fl. jährlich dem Staate entgehen und lediglich der englischen Schifffahrt zu Gute kommen, so sah sich der deutsch-orientalische Verkehr mehr und mehr auf die Umwege über die Nordseehäfen und namentlich seit Eröffnung der Gotthardbahn über die italienischen Handelsplätze gedrängt. Es liegt nunmehr im Interesse Oesterreichs, durch Herstellung und Angebot vortheilhafterer Verkehrswege der weiteren Ableitung des deutsch-italienischen Waarenzuges von seinem Gebiet vorzubeugen. In ihrem Verkehr mit dem Grient treten Deutschland, Oesterreich- Ungarn und Italien indessen keineswegs als Konkurrenten auf, sondern