XXIX
gegenwärtige maßgebende Stellung des deutschen Reiches lediglich auf den siegreichen und glücklichen Ariegen beruhte, die es geführt, der mag von einem „Prestige" sprechen, welches eine Niederlage rasch beseitigen könnte, wie es ja dem Prestige Napoleons III. ergangen. Was Deutschland besitzt, ist tiefer und fester begründet; es wurzelt in dem Dränge nach freier Forschung, welcher erst von Deutschland aus zu einem Nkenschenrecht erhoben, um vier Jahrhunderte später durch den Berliner Vertrag in Gestalt der Glaubensfreiheit auch dem Orient geschenkt zu werden; es beruht auf Deutschlands Bildungswesen; es wächst und gedeiht auf der Grundlage von Philosophie und Naturwissenschaft und bekundet sich in dem unausgesetzten streben der Gesammtheit, sich Alles zu eigen zu machen, was die Wissenschaft erforscht und erkannt hat. Während das englische Bildungswesen ungenügend organisirt den Einzelnen selbst suchen läßt, während das französische Bildungswesen allzu reglementarisch sich aus die besondere Berufsthätigkeit beschränkt, hat das deutsche Bildungswesen den Gedanken der alten Universitas aufrecht zu erhalten und durchzuführen gesucht und die Gesammtbildung des Volkes aus eine Stufe erhoben, zu welcher.selbst die genannten beiden, bisher vorausgeeilten Aulturvölker sich nicht aufzuschwingen vermochten. Es ist nicht nur das Wissen selbst, welches das deutsche Bildungswesen verbreitet, sondern es legt vor Allem den Aeim zu freiern Streben nach Aneignung der modernen, europäischen, durch Nichts beengten Bildung. Und wie die Völker des näheren und ferneren Orients ihre Vertreter mehr und mehr in die deutsche Abtheilung des großen europäischen Erziehungshauses senden, um zu lernen, so werden deutsche Pioniere, wo sie auch immer erscheinen, von ihrer freien und universellen Weltausfassung durchdrungen auf immer verständnißvollere Anerkennung und Aufnahme zu rechnen haben.
Schon ist jetzt auch im Orient ein Hervortreten des Deutschen zunächst als Erziehungs- und Bildungssprache, welche in den meisten höheren Schulen zu einem wichtigen Unterrichtsgegenstand geworden, zu bemerken und wenn die Annäherungen zwischen dem deutschen und türkischen Reiche sich ungestört fortentwickeln, dann ist Aussicht vorhanden, daß die deutsche Sprache wie in Ungarn, wie mehr und mehr in Serbien und Rumänien, so auch in der Türkei zur Hauptvermittlerin europäischer Bildung und Aultur, zur Verbreiterin deutscher Bildung und Aultur sich entwickelt, wie das selbst in dem fernen Japan bereits bis zu einem gewissen Grade der Fall ist.
Zu den bemerkenswerthesten Aennzeichen der Annäherung der beiden Reiche gehört der Austausch einer Anzahl ihrer höheren Beamten. Vorn deutschen Reiche sind Officiere und Tivilbeamte nach Aonstan-