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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Zur Charakteristik des Baron Hirsch.

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Frcs. (in Folge dessen er Ehrenbürger der Stadt Brody geworden) und der »/ckliance israelke« wiederholt Hunderttausende spendete, so hat es doch in den letzten Jahren kein Staatsmann, kein preßorgan, keine Korporation, ja nicht einmal eine einzige Persönlichkeit von Namen gewagt, sich des Baron Hirsch anzunehmen und ihn gegen alle diese Anklagen zu vertheidigen. Bei Besprechung der Denkschrift Deutschland und die Orientbahnen" nannte die BerlinerNational- zeitung" das Bahnunternehmen Hirscheinen der größten finanziellen und politischen Skandale unserer an solchen sicher nicht armen Zeit". Und um dieselbe Zeit ließ sich derExport", das Organ des Tentral- vereins für Handelsgeographie und Förderung deutscher Znteressen im Auslande, im Nkärz s883 (Nr. W) aus Konstantinopel schreiben: Weltbekannt und von vielen Tausenden schmerzlichst empfunden worden ist es, daß mit aller Nkoral niemals frivoleres, cynischeres Spiel ge­trieben worden ist, als gerade in dieser Sache. Lug und Trug ist die ganze Genesis des Hirsch' schen Unternehmens, und es erregte vor etwa Jahresfrist nicht geringe Verwunderung, als davon gemunkelt wurde, daß eine Verbindung des Hauses Bleichröder mit dem Eisenbahnbaron geplant sei zu dem Zwecke, mit der Pforte bezüglich der Linienvollendung und der Tession des ganzen Netzes einen neuen Pakt zu schließen zu Hirsch'schen Bedingungen selbstverständlich, als würdiges Tomplement der früheren Abmachungen".

Genug davon, hienach läßt sich ermessen, was von den mannig­fachen Transaktionsversuchen des Baron Hirsch mit den verschiedenen Konsortien oder mit der Pforte selbst zu halten ist. So verlockend sie auch scheinen mögen sammt und sonders sind sie Schlingen, mit deren Hilfe Baron Hirsch sich seiner Verpflichtungen entledigen und zu den bereits eingestrichenen noch möglichst hohe weitere Gewinne sichern möchte. Von den Transaktionsversuchen, denen in der mehrfach erwähnten Denkschrift gedacht wurde, sowie von den Vermittlungs­vorschlägen des Baron Hirsch an die Pforte vom Frühjahr ^883 ist daher überhaupt keine Notiz mehr zu nehmen.

Leider sollte es dein Baron Hirsch gelingen, nachdem deutscher Einfluß in Konstantinopel mehr und mehr hervorgetreten war, auch einige deutsche Kreise für seine Transaktionsversuche zu gewinnen. Ein internationaler Geldmann deutscher Staatsangehörigkeit, der Bankier Bleichröder in Berlin, ließ sich von Baron Hirsch umgarnen und trat im Sommer s882 mit demselben wegen Uebernahme der türkischen Eisenbahnen in Verhandlungen, welche indeß ergebnißlos blieben, da die Zustimmung des Eigenthümers dieser Bahnen, der Pforte, nicht zu erlangen war. Damals wurde in der deutschen Kolonie von Kon-