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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Deutschland und die Grientbahnen.

stantinopel die Befürchtung laut, daß das Ansehen der deutschen Ver­tretung in Folge ihrer Stellungnahme zu Gunsten der Pläne hirsch- Bleichröder gefährdet werden könnte, und das war in der That der Fall. In verschiedenen unabhängigen Organen wurde damals das sein eingefädelte, halb commercielle, halb diplomatische Zusammenwirken der beiden Geldmänner Hirsch und Bleichröder zur Kenntniß der Oeffentlichkeit gebracht, damit das Ansehen Deutschlands bei der tür­kischen Regierung nicht geschwächt, der reine deutsche Schild nicht zur Deckung unsauberer Transactionen gemißbraucht, des Deutschen Reiches Regierung und Volk nicht identisicirt würde mit zwei Spekulanten, von welchen der Eine, Baron Hirsch, ein internationaler Börsensürst, der Andere, Herr Bleichröder, aber ein Geschäftsmann ist, welcher einzig und allein seine privatinteressen im Auge hat.

Zur Kennzeichnung der persönlichen Stellung des Baron Hirsch zur Pforte diene Folgendes: Wie erwähnt, hatte die türkische Regierung in Paris ein Depot von sZ Millionen Frcs. als Betriebsgarantie für Talabot hinterlegt. Dieses Depot hat Baron Hirsch später ohne jeg­lichen Rechtsgrund für sich beansprucht und mit bedenklicher Beihülse der ihm nahestehenden Anglobank in Wien, der Hauptbesitzerin der Neuen Freien presse", der Vermittlerin der Bestechungssummen für die Wiener Tagespresse, befremdlicherweise in seine Taschen zu stecken gewußt. Als Baron Hirsch kurz darauf Anfangs s,87H sich in Konstantinopel sehen ließ, wurde er trotz seines belgischen Passes sistirt und vielleicht hielten ihn die Türken noch heutigen Tages fest, wenn der vielgewandte Mann, pariser aus Neigung, Oesterreichs aus Option, sich nicht rechtzeitig seiner deutschen Abstammung erinnert und an den bayerischen Minister des Auswärtigen um Inschutznahme tele- graphirt hätte. Damals glückte es dem Baron Hirsch, noch mit heiler haut von türkischem Gebiete fortzukommen und er hat sich seitdem nicht wieder blicken lassen. Gin zweites Mal würde man den Thes des türkischen Eisenbahnwesens, wagte er sich wirklich noch nach Kon­stantinopel, sicherlich nicht wieder entwischen lassen.

Deutschland Aus die Frage:Was kann, was soll das deutsche Reich thun, und um in die verfahrene Unternehmung der türkischen Eisenbahnen Klarheit die Grient- ^ bringen und zugleich die Verbindung derselben mit dem Mittel­bahnen. europäischen Netz endlich insWerk zu setzen?" hat die Denkschrift vom Februar ^883Deutschland und die Orientbahnen" bereits die Antwort gegeben.

Im Grunde handelt es sich um einen Kampf zwischen Privat­kapital und Etaatsinteresse, wie er freilich unter günstigeren Ver­hältnissen in Deutschland vom Etaate bereits siegreich durchgekämpft