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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Die Viererkonferenz.

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Wie hieraus hervorgeht, sprach noch ein anderer wichtiger Um­stand zu Gunsten des ursprünglich projektirten Anschlusses bei jDristina, welcher bei der wirklichen Durchführung der Bauten schwer in's Ge­wicht fallen wird. Nachdem die türkische Regierung als Unternehmerin und Erbauerin von Eisenbahnen so wenig Geschick und Glück bekundet und in ihrer bedrängten Finanzlage große Mittel für keinerlei öffent­liche Arbeit besaß, mußte man darauf bedacht sein, ihr eine möglichst geringe Verpflichtung aufzuerlegen, damit sie nicht etwa Veranlassung nähme, sich zur Erfüllung derselben außer Stande zu erklären. Zu dem Bau der kurzen strecke Pristina-Landesgrenze war die jDforte bereit und fähig, auch hätte sie für die Herstellung derselben (36 lcm ä s 70 000 Frcs. Gesammtaufwand cu. 6 UM. Frcs.) leicht einen Unternehmer ge­funden. Dagegen hat man sie durch Aufdrängung des Anschlusses über Vranja erheblich schwerer belastet, indem man ihr eine längere Strecke (mindestens 60 km u 200 000 Frcs. Gesammtaufwand s2 Mill. Frcs.) zu bauen auferlegte, was die Fertigstellung der Anschlüsse erheblich verzögern muß, da zu Eisenbahnbauten eben Geld nothwendig ist, welches der türkischen Regierung allezeit und vor Allem dann gefehlt hat, wenn ihr auch der gute Wille zur Erfüllung einer neuen Ver­pflichtung genommen worden ist.

Nichts wäre auf dem Berliner Aongreß leichter gewesen, als die sofortige Lösung der Orientbahnanschlußfrage, da doch Alles so klar gelegen war. Allein die österreichisch-ungarische Regierung blieb auch in der Vierer-Aonserenz den bedenklichen Abmachungen getreu, welche einst zu Gunsten von Hirsch und Bontoux eingegangen worden waren, und suchte einen neuen scheinbaren Ausweg, welcher die Ver­wickelung nur noch vermehrte und zugleich, was schier unglaublich er­scheint, durch die Wegrückung Albaniens mit Ablehnung des Anschlusses über H>ristina eine positive Schädigung der eigensten österreichischen Handels- und Verkehrsinteressen in sich schloß.

In der Wiener Tagespresse ist damals nichtsdestoweniger die Vereinbarung der Vierer - Aonferenz mit großem Beifall begrüßt und ihr Zustandekommen als ein Triumph der österreichischen Diplomatie erklärt worden, nachdem man den wirklichen Sachverhalt vorher zu trüben versucht hatte, um die öffentliche Meinung und vielleicht auch die be­freundeten Nachbarn irrezuführen. In den inspirirten Blättern war die Verschleppung der Anschlußbauten lediglich der türkischen Regierung zur Last geschrieben worden, während Letztere doch durchaus korrekt gehandelt hatte, als sie auf ihren Vertrag mit Baron Hirsch verwies. Außerdem sträubte sich die Pforte mit Recht gegen eine Anschlußlinie, welche weit kostspieliger war als die vertragsmäßige, welche die Strecke