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Ungarn und Fiume.
internationalen Verkehr eine wichtige Rolle zu spielen beginnt". Vor seinen Wählern bezeichnete einmal — Witte s88l — der Abgeordnete sür Fiume diesen Hasen als einen gegen die deutsche Regierung auszuspielenden Trumpf, indem er hinzufügte: „Je schroffer die deutsche Regierung mit ihrer Tarispolitik, mit ihrem Arotektions- und H>ro- Hibitiv-System der ungarischen Industrie entgegentritt, desto mehr Vortheil erwächst daraus sür Fiume, da sich die Fürsorge Ungarns sür diesen Hasen steigert, weil er der einzige Weg ist, welcher sür den Staat in die ganze weite Welt führt". Alsbald beeilte sich die ungarische Seebehörde, mit Subvention der Regierung einen regelmäßigen Dampsschiffsverkehr zwischen Fiume und den englischen Hafenplätzen einzurichten. Auch in den Jahren s879 und ^880 nahm der ungarische Mehlexport nach England, welcher s879 aus 873 39 s Meter- zentner gestiegen, s880 aber wegen ungenügender Ernte auf 685 ss7 Meterzentner gesunken war, zum größten Theil den Weg über Fiume. Nur vereinzelt gingen in den Sommermonaten einige Sendungen unter Benützung des Wasserweges der Elbe über norddeutsche Häfen nach England ab. Diese letztere Richtung wurde von den Spediteuren besonders deshalb gewählt, weil die Expedition auf der Elbe ohne Unterbrechung bewerkstelligt werden konnte, während bei der Richtung über Fiume mehrfach darüber zu klagen war, daß die vom Staate sub- ventionirte Dampfschifffahrts-Unternehmung den Verkehr nicht mit der nöthigen Pünktlichkeit vermittelte. Die englischen Käufer erhielten die von ihnen bestellten Mehlsendungen manchmal um ganze 5—^ Wochen zu spät und erlitten in Folge dieser Verspätung nicht selten empfindlichen Schaden. Diesen Nachtheilen ist auch nicht durch den Vertrag vorgebeugt worden, welchen die ungarische Regierung unterm 3 s. Januar s88s mit der Dampfschifffahrtsgesellschaft „Adria" in Fiume abgeschlossen, wonach Letztere sich verpflichtete, monatlich regelmäßig elf und jährlich im Ganzen wenigstens 200 Fahrten zwischen Fiume und französischen, namentlich aber englischen Häfen gegen eine Subvention von 600 fl. sür jede Fahrt auszuführen. Bei der Feststellung der direkten Tarife dieser Gesellschaft hat sich die ungarische Regierung einen weitgehenden Einfluß gesichert. Allein die von spekulativen Geldleuten gegründete und sogar geleitete Gesellschaft war nicht im Stande, den an sie gerichteten Anforderungen zu entsprechen, und ließ im Herbst s883 in der ihr ergebenen Tagespresse sür eine erneute Erhöhung der Staatssubvention aus insgesammt ^00 000 fl. jährlich Stimmung machen. In Folge dessen entstand in Budapester Areisen der Gedanke, das Schiffsahrtsunternehmen einfach zu verstaatlichen, welcher indeß bald wieder ausgegeben wurde. Von Budapest aus