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Mittelmeercs, der höchste im Mittel vierzig Fuß. Der Unterschied ist demnach vierundzwanzig Pariser Fuß *). Seine größte Höhe erreicht der Nil in Egypten in der Mitte des September. Das Wasser bedarf also, nach dem oben von Charthum Gesagten, einen Monat, ehe es die Strecke von dreihundert Meilen (dem Laufe des Stromes nach gemessen) zurücklegt.
Das Fallen des Nil geht im Anfange ebenso rasch, als er zuletzt stieg. In Egypten fällt er manchen Tag sechs Zoll, im Sudahn beobachteten wir am blauen Flusse eine Zeit lang ein tägliches Fallen von einem Fuß. Später geht es langsamer und vom Dezember an ist es kaum mehr bemerklich; der Strom scheint dann einen Stillstand erreicht zu haben, obwohl er, streng genommen, bis zu seinem wieder beginnenden Steigen immer abnimmt. Ich habe bereits erwähnt, wie schlammhaltig die Fluthen des Stromes sind. Es ist natürlich, daß sich nach jeder Ueberschwemmung des Nil ein Niederschlag von fruchtbarem Schlamm bildet und das Land fortwährend an Höhe zunehmen muß. Doch geht diese Zunahme durchaus nicht in dem Grade vor sich, als Hcrodot befürchtete. Durch Berechnungen, welche französische Ingenieurs an den Monumenten von Theben anstellten, hat man gefunden, daß die Bodenerhöhung Egyptens für das Jahrhundert nur 15 Centi- metre beträgt. Zu gleicher Zeit erhöht sich aber wahrscheinlich das Bett des Flusses auch mit, und deshalb wird der Nil, der schon Jahrtausende seinen Segen gespendet, noch andere Jahrtausende seine schlammigen Fluthen über das Land ergießen und jene Fruchtbarkeit hervorrufen können, welche, wie wir wissen, Egypten nur dem düngenden Wasser dieses Stromes verdankt.
Der Durchschnitt des Kanals Khaliedj, welcher unterhalb Alt- Kairo aus dem Nil sein Wasser empfängt und durch ,,die Siegende" nach der Provinz Rharb'lc, d. h. die Ocstlichc — das Land Goscn der Bibel — fließt, ist für die Bewohner der Haupt-
*) Au einige» Stelle» des Battn el Hadjar und der Felsbcrge Rherni in Nubien, wo der ganze Nil in ein Bett von kaum 30V Schritten Breite zusammengedrängt ist. beträgt die Differenz zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Wafferstande gerade das Doppelte, also 48 pariser Fuß.