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Zweiter Theil
Entstehung
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dreitausend andere umgeändert werden sollen, wozu wohl noch ein Jahrhundert erforderlich sein wird. Das wäre Alles gut oder doch ziemlich gut, nur eine der Ursachen der Pest wird schwerer auszurotten sein der moralische Druck von Seiten der Herrscher Egyptcnlands. So lange es dort noch orientalische Herrscher gibt, wird auch die Knechtschaft nicht aufhören, welche den Menschen mo­ralisch und physisch niederdrückt und zur Aufnahme und Entwicke­lung der Pest empfänglich macht."

Die Zeit wird nun lehren, ob es durch die, wie wir gesehen haben, nur thcilweise Entfernung einzelner Ursachen möglich sein wird, die Pest in Egypten auszurotten oder nicht. Die letzte Pest- epidemie herrschte dort im Jahre 1841, und da, wie wir eben be­merkten, gewöhnlich ein Zeitraum von zehn, zwölf und fünfzehn Jahren eine Epidemie von der anderen trennt, so muß man das Jahr 1856 abwarten, bevor man der Hoffnung Raum geben kann, Egypten endlich von dieser furchtbaren Seuche befreit zu sehen." Mit derselben Wuth, mit welcher die Pest den ganzen Kör­per vernichtet, zerstört die Ophthalmie einen Theil desselben, das Auge. Unter zehn Menschen sieht man in vielen Orten

Egyptens einen Einäugigen oder Blinden; sechs Prozent aller Ein­wohner Egyptcns Türken und Europäer etwa ausgenommen haben nur ein Auge oder sind thcilwcis ganz blind. Die große Verbreitung des Uebels läßt sich erklären. Der Fcllah ist ein höchst unreinlicher Mensch, seine Kinder sind erst mit sechs Jahren einem Menschen ähnlich. Man nimmt an, daß die Augcnkrankheit theil- weise von fein pulverisirten Salz- oder Salpctcrtheilcn herrührt, wel­che der Boden Egyptens in großer Menge enthält, wenigstens reizen diese das Auge außerordentlich; eine Erkältung, vor der sich der Fellah nie schützen kann oder will, bringt dann leicht die Oph- thalmic, deren Fortschreiten der Kranke wochenlang nicht beobachtet. Erst, wenn ihm völlige Erblindung droht, wendet er sich zu ei­nem Arzte und dann ist meist keine Hülfe mehr. Gewöhnlich äu­ßert sich die Krankheit zuerst durch ein gewisses Drücken im Auge, wie wenn ein Ständchen in dasselbe gefallen wäre. Dies ist der richtige Zeitpunkt, schwefelsaures Zink in Wasser aufgelöst als Heil-