Dokument 
Zweiter Theil
Entstehung
Seite
59
Einzelbild herunterladen

59

einfache Westen, schwarzseidene Halsbinden und 'Schuhe von schwar­zem Glanzleder gewählt. Der Tarbuhsch ist der kleine, sonst nur bei türkischen Frauen gebräuchliche, mit kurzer breiter Quaste von blauer gedrehter Seide. Er schützt nicht so gegen die Sonne, wie der, welcher früher getragen wurde, und ist deshalb oder auch um das bei dem heftigen Schwitzen leicht überhand nehmende Be­schmutzen desselben zu verhüten, innen noch mit schwarzem Leder gefüttert. Der Rock wird stets vorn zugeknöpft. Um aber auch das dein Türken zur anderen Natur gewordene Sitzen mit unter­geschlagenen Beinen zu ermöglichen, trägt man die Beinkleider un­gebührlich weit und ohne Sprungriemen, damit der Bekleidete sei­ner alten Gewohnheit nach die Schuhe ausziehen und es sich in bloßen Strümpfen auf dem breiten Diwahn bequem machen kann. Die jüngere Generation gewöhnt sich allmählich daran, auf euro­päische Art zu sitzen, doch muß ich gestehen, daß das Sitzen auf den untergeschlagenen Beinen, wenn man cS einmal gelernt hat, weit bequemer ist; ebenso ist die weite türkische Tracht nach meiner Ansicht dem heißen Klima Egyptens viel angemessener, als die enge, überall spannende, europäische. Die neue Kleidung nennt der AraberLettls aal' sl Dartisb stambullli" (Anzug nach der con- stantinopolitanischcn Manier). Nicht leicht ist wohl eine neue Mode bei ihrer Einführung mehr verdammt worden, als diese von dem an seinen alten Gebräuchen ängstlich hängenden Türken. Die Ver­wünschungen erstreckten sich aber nicht bloß auf die Mode, sondern auch auf die vermeintlichen Urheber, die Europäer.Der Herr verfluche die Franken mit ihrem neuen Tartieb!" rief Jeder, der sich in der neuen ungewohnten Tracht noch nicht recht bewegen konnte, bei jedem neu entdeckten Mangel mit unverhohlenem Grimme. Wie immer, siegte zuletzt die Mode doch und wird jetzt nicht nur für höchst anständig, sondern auch für sehr hübsch gehalten. Es ist eben so, wie bei uns auch.

Malerischer noch, als die alte Tracht der Türken, ist die Klei­dung ihrer Frauen; die Stoffe dazu sind kostbar. Ein vorn ge­schlitztes Hemd aus buntem Seidenflor, mit weiten, spitzcnbesetzten oder gestickten Acrmeln, deckt den Körper, darauf folgt das cngan-