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Zweiter Theil
Entstehung
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Ihre RcligionSgebräuche sind die der Mahammedaner und tra­fen das Gepräge eines tiefen Ernstes an sich, so lange der Fana­tismus nicht in's Spiel tritt, dieser läßt freilich den frommen MoS-, lim nicht selten Handlungen begehen, welche wir lächerlich finden. Es ist für den Reisenden in mahammedanischen Ländern höchst wich­tig, die verschiedenen Gebräuche kennen zu lernen, welche die Reli­gion dem Gläubigen auferlegt, um nicht einmal gegen sie anzu­stoßen. Denn da, wie ich schon bemerkt habe, die Religion das ganze Leben des Mahammedaner leitet und regelt, da derKhorahn sein weltliches und geistliches Gesetzbuch ist und seine Gesetze die dcS Landes sind, gleichviel ob sie der Priester oder der Richter handhabt, kann es sogar gefährlich werden, eins dieser Gesetze zu übertreten; man würde dann nicht blos sich die gewöhnliche Strafe zuziehen, sondern auch den Fanatismus des Pöbels erregen.

Unter allen religiösen Gebräuchen scheint mir das von dem Propheten vorgeschriebene Gebet der würdigste zu sein. Das ma- hammcdanische Gebet könnte jede Rcligionspartei ausüben, wenn sie ihrem Glauben gemäß nur einige Worte umändern wollte. DaS Gebet veredelt und bessert den Menschen überall, aber der Jslahm nimmt beim Gebet nicht allein auf das geistige, sondern auch auf das leibliche Wohl des Betenden Rücksicht. Es war wahrlich kein Kleines, Tausende von Menschen, welche noch nicht einmal ge­lernt hatten, ihren Körper vom Schmutze zu reinigen, zu einem religiösen und reinlichen Volke umzubilden. Ich sagereinlich" im Vergleich zu dem früheren Zustande, in dem es sich befand, und will dabei, wenn ich von den Arabern spreche, die Reinlichkeit des Europäers noch nicht den Maßstab abgeben lassen, wohl aber, wenn ich den gebildeten Türken erwähne, weil dessen Reinlichkeit die des Europäers häufig übertrifft. Und das Alles bewirkte ein Wort des geehrten Propheten, denn dieser machte es dem gläubi­gen Manne zur unabwendbaren Bedingung, vorher den Körper von dem darauf haftenden Schmutze und Unrathe zu reinigen, be­vor er Hintritt vor das Angesicht Gottes, um die Seele zu reini­gen im fromme» Gebete. Er setztedie Wäsche" ein und gab uns durch sie einen noch heute gültigen Beweis, wie nothwendig, wie