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Schufte keimen gelernt hatte, allen Muth und alle Lust verloren, mich mit ihnen mehr als nöthig vertraut zu machen. Ich habe die Männer als tückische und glcißnerische Schurken und unliebens- würdige Gesellschafter kennen und verachten gelernt, und wären nicht ihre Frauen ganz das Gegentheil von ihnen, ich würde nie ein levantischcs Haus betreten haben.
Es ist wahr, die Europäerinnen haben vor den Orientalinnen Bildung des Verstandes und verfeinerte Sitte, die deutschen Frauen Liebenswürdigkeit und Häuslichkeit voraus; aber wie das tiefe, reine, durch keine Wolke getrübte Blau des Himmelsdomes im Süden den matten Schimmer unseres Himmels überstrahlt, so übertreffen die Orientalinnen unsere Frauen an Schönheit. Uneinge- geengt durch die den Körper an seiner Ausbildung hindernde Schnür- brust, ungestört durch die den Geist auf Kosten des Körpers erziehende Schulbank wächst das Weib im Süden frei empor; der milde Himmel Syriens und Egyptens läßt es zur üppigsten Blüthe gelangen. Die Lcvantincrinnen überraschen durch ihre vollendete Schönheit.
Und dabei ist ihre Herzensgüte, zumal im Vergleich zu der Schlechtigkeit ihrer Männer, bewunderungswürdig. Von diesen nie nach ihrem Werthe geachtet, oft sogar mißhandelt, bewahren sie noch aus dem Paradiese her die schönste Tugend des Weibes: aufopfernde Treue für den Gegenstand ihrer Liebe.
„Prachtblumcn gleichen diese Frauen, die zwar schnell verblühen, aber während der Zeit ihrer Blüthe auch den höchsten Reiz entfalten."
Die Lcvantiner, meist aus Syrien stammend, sind jetzt in Egypten Kaufleute. Einzelne bekleiden bei den verschiedenen Konsulaten wohl auch die Stelle eines DollmctscherS und sind der fortwährende Grund zu Klagen der Europäer, welche sie leider noch als nothwendige Uebel dulden müssen. Ein rechtlicher Lcvantiner ist eine überaus große Seltenheit.
Betrachten wir jetzt die Sitten und Gebräuche der heutigen Egvpter etwas genauer.