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untersuchen. Einfache pariser Damenhütc werden für zwölf und sechzehn Speciesthaler gekauft. Zum Glück für Unbemittelte werden jetzt sehr viele fertige Kleidungsstücke von Europa eingeführt.
Der Lurus zeigt sich nicht nur in der Kleidung, auch in allem Uebrigen ist er auf die Spitze gestellt und sehr häufig der Ruin reicher Familien. Ich kenne in Alcrandrien und Kairo Handwerker, welche sich Equipage hielten, ohne daß ihre Einkünfte sie dazu berechtigt hätten. Ein Konditor in Kairo, dessen Bankerott, wie man sagte, nahe vor der Thür stand, fuhr täglich mit eigenem Geschirr fpatzieren. Es ist, als ob diese Leute ein Schwindel ergriff, sobald sie das Glück einigermaßen bedacht hat. Nur dieser Lurus, diese Sucht, es Reicheren nachznthun, sind es, welche oft genug verderblich werden und viele, fast immer unredliche Bankerotte nach sich ziehen. Die Deutschen und Engländer machen auch hierin gewöhnlich eine rühmliche Ausnahme. Mancher ordentliche deutsche Arbeiter ist mit seinem leeren Felleisen auf dem Rücken in Alcrandrien eingewandert, hat sich dort durch Fleiß und Sparsamkeit ein hübsches Sümmchen verdient und das Land reich wieder verlassen. Noch öfterer als in Egypten soll dies in Konstantinopel der Fall sein, wo der Lurus unter den Türken seinen Kulminationspunkt erreicht hat. In Egypten wird von den Europäern die vergangene alte, gute Zeit gerühmt, während der man bei geringerer Thätigkeit weit mehr verdienen konnte, als es jetzt möglich ist, wo eine Ueberfüllung an Geschäftsleuten einzutreten anfängt. Damals, als Mahammcd-Aali noch lebte und wirkte, fanden sich viel zu wenig Arbeiter zu seinen Unternehmungen, und obgleich er betrogen worden sein soll, wie kaum je ein anderer Mensch es wurde, zog er den theuren Europäer mit Recht allen seinen Unterthanen vor.
Der Handel AlerandrienS ist sehr bedeutend und befindet sich fast nur in den Händen der Europäer. Er war bisher immer eine sichere Quelle zur Erlangung eines gewissen Reichthums; mancher von Mahammed- Aali begünstigte Europäer wurde durch ihn reich.