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Das erste Kaffehaus der Stadt ist zugleich die Börse, Jeden Vormittag versammeln sich hier die europäischen Kaufleute, um ihre Geschäfte gegenseitig abzumachen.
Die Verbindung mit Europa ist durch regelmäßig ankommende Postdampfschiffe sehr erleichtert worden. Jeden Monat kommen und gehen von Oesterreich und dahin zurück zwei direkte und zwei indirekte (über Griechenland, Smyrna u. s. w.) Postdampfer; von England kommen ebenso viele, von Frankreich fünf. Außerdem fahren noch Dampfschiffe der egyptischen Regierung zweimal im Monat nach Konstantinopel und zurück. Im Ganzen lausen also regelmäßig fünfzehn Dampfschiffe monatlich im Hafen Alerandriens ein und ebenso viele aus. Die Schifffahrt ist ausgedehnt. Von österreichischen Handelsschiffen erscheinen jährlich allein hundcrtundfunfzig, von preußischen in manchen Jahren fast die Hälfte. Während des Winters sieht man oft gegen dreihundert Schiffe in dem alten Hafen liegen*).
Zwischen Alerandrien und Kairo hat man eine europäische Laufbriefpost eingerichtet. Sie verläßt Alerandrien oder Kairo jeden Abend und erreicht nach scchsunddrcißig Stunden Kairo oder umgekehrt Alerandrien. Man muß sich seine Briefe auf dem Post- bureau selbst abholen, weil sie dem Adressaten nicht durch Briefträger übcrbracht werden. Die Posttarc ist noch ziemlich hoch; jeder einfache Brief kostet drei Piaster oder sechs Silbergroschen, wovon sowohl der Aufgeber als der Empfänger die Hälfte zu bezahlen
*) Erst unter der Regierung Mahammed - Aali's wurde dieser den Christen geöffnet. Früher mußten alle europäischen Schiffe im dem unsicheren, gegen Stürme wenig geschützten neuen Hafen ankern. Der alte Hafen ist sehr geräumig, aber nicht gegen jeden Wind geschützt, weil er zu groß ist. Der Eingang oom Meere aus ist sehr klippenreich und schwierig. Die arabischen Lootsen kennen den zunehmenden Weg genau und richten sich wohl nach den bei jeder neuen Biegung ein gewisses Bild gebenden, erhabenen Punkten Alerandriens. Große Kriegsschiffe können nicht in den Hafen eintreten, ohne einen große» Theil ihrer Geschütze auszuladen, obgleich sie einen anderen Weg nehmen als die Dampfer und Kauffahrteischiffe. Man könnte den Hafencingang leicht klippenfrei machen, scheint ihn aber als ein von der Natur Alerandrien verliehenes Bollwerk absichtlich nicht verbessern zu wollen.