211
tergang wiederholte sich der ohrenbetäubende Geschützdonner. Eine allgemeine Illumination beschloß die Festlichkeit. Die flammen- strahlendcn Galleriecn leuchteten weithin durch die dunkle Nacht. An den öffentlichen Gebäuden sah man Halbmonde und Sterne, an einigen europäischen Häusern italienische und arabische Namenszüge illuminirt. Das Ganze war ein ächt türkisches Fest mit viel Geräusch ohne Gehalt und Geschmack.
Am 14. Februar verließ ich Alcrandrien. Ich hatte eine kleine,, nach Adfch segelnde Barke gemiethet und ging zum Aassr unter Segel. Noch ehe wir uns durch das Gewirr der zahllosen im Hafen des Kanals liegenden Barken hindurchgewunden hatten, war es Nacht geworden. Wir segelten in der Dunkelheit der Nacht mit wenig Wind an den Landhäusern der reichen Einwohner Aleran- driens vorüber und langsam den Kanal hinauf. Am Morgen waren wir dem Städtchen Adfch bis auf wenige Meilen nahe gekommen. Der Himmel war mit grauen Wolken verhangen, dann und wann fiel ein Regenguß. Eine mitten im Kanal arbeitende Baggermaschine versperrte uns den Weg. Ich ließ den Dirigenten der Maschine durch meinen arabischen Bedienten um freien Durchgang bitten. Mein Gesuch wurde brutal zurückgewiesen. „Aber mein Herr ist ein Europäer und hat Eile," sagte mein Bedienter. „„Wenn Dein Herr ein Franke wäre, würde er nicht ohne die Flagge seiner Nation reisen,"" war die Antwort. Diesem Uebel- stande ward alsbald abgeholfen, die Farben Oesterreichs stiegen am Flaggenstocke der Barke empor und der auf der Maschine befehligende türkische Offizier wurde augenblicklich anderer Ansicht. Die den Kanal sperrende Kette fiel, wir konnten unaufgehaltcn unsere Reise fortsetzen.
Mit Sonnenaufgang verstärkte sich der Wind und brachte uns in kurzer Zeit nach Adfch. Hier sah es schrecklich aus. Der Regen hatte den ohnehin nur aus Nilschlamm bestehenden Boden in einen Sumpf verwandelt, in welchem man sich nur mit Mühe fortbewegen konnte. Der Reis einer eben absegelnden Barke nahm uns für die mäßige Summe von zehn Piastern mit unserem Gepäck bis zu dem „Marktflecken des Vaters Aali," von wo aus
14*