230
mehr laden, weil sie mit ihrer vollen Ladung den Borhahs nicht passiren konnte. Ich hatte für mich, meine Dienerschaft und mein ganzes Gepäck bis Alerandrien nur hundert Piaster zu entrichten. Von einer Kajüte war freilich Nichts zu entdecken. Die Passagiere, deren Anzahl nach und nach auf einige Zwanzig stieg, kampirten auf ihren Teppichen auf den Rcisballen. Erst am 23. Juni konnten wir in's Meer hinausfahren. Die See ging sehr hoch, eS war kaum möglich, den in kleineren Barken nachgebrachten Reis einzuladen.
Unsere Reisegesellschaft bestand größtentheils aus Einwohnern der Stadt Damiaht. Die meisten von ihnen waren lcvantinische Kaufleute. Auch hatten wir mehrere Griechinnen, unter denen sich zwei sehr schöne junge Frauen befanden, am Bord. Ein alter le- vantinischer Sünder reiste in Gesellschaft einer Negerin, welche wohl seine Sklavin sein mochte, und verbarg sie sorgfältig vor den neugierigen Blicken der Schiffsmannschaft. Auch uns Christen schien er nicht erlauben zu wollen, seine schwarze Schönheit zu sehen, denn er befahl ihr herrisch, sich dichter in ihre Milais zu hüllen, wenn wir ihr uns zufällig näherten. Mir war die Eifersucht des alten ergrauten und doch so feurigen Liebhabers sehr gleichgültig, nicht so meinem deutschen Bedienten. Karl verwünschte dessen Vorsicht, obgleich er überzeugt zu sein vorgab, daß die Negerin alt und häßlich sei. Er hielt ihm aus Langerweile in deutscher Sprache einen inhaltsschweren, dem nur Arabisch Sprechenden leider nicht verständlichen Vortrag über die Dummheit der Eifersüchtigen und hoffte, von der hochgehenden See Gelegenheit zur Kränkung des Alten zu erhalten. Diese fand sich bald. Der Anker wurde gelichtet, die dreieckigen Segel gelöst. Der Wind war uns fast entgegen. Man mußte laviren. Wir steuerten zunächst in die hohe See hinaus, bis wir die Küste ganz aus den Augen verloren hatten, dann ging es nach dem Lande zurück und wieder in das offene Meer hinaus. Das Schiff stöhnte und krachte in seinem ganzen Gebäude, die Wellen warfen es auf und nieder, es schaukelte furchtbar. Jede der anprallenden Wellen gab der ganzen Reisegesellschaft so viel von ihrem bitteren Schaum zu kosten, daß in