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Zweiter Theil
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243
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königlich österreichische Generalkonsulat dem Geringsten, wie dem Vornehmsten seiner Unterthanen in kräftiger Weise ertheilt. Der Eseltreiber, auf dessen Thier ich gekommen war, hatte mich schon mehrere Male begleitet und kannte mich genau. Ich konnte mich auf seine Schlauheit verlassen und beschloß, ihn als Botschafter zu verwenden. Nachdem sich die Thüren unseres Haftlokales geschlos­sen hatten, riß ich ein Blatt aus meiner Brieftasche, theilte dem Khawahs unseres Konsulates das Geschehene in arabischer und ita­lienischer Sprache mit und ersuchte ihn, sogleich hierher zu kom­men, um uns zu befreien. Diesen Brief warf ich durch die Eisen­gitter des niederen Fensters dem außen wartenden Eseltreiber zu und befahl ihm, damit augenblicklich nach unserem Konsulate zu eilen. Ehe der Khawahs von dorther hier ankam, hatte ich Zeit genug, unser Gefängniß genauer zu betrachten.

Es war ein Raum von ungefähr zwanzig Fuß Länge, zwölf Fuß Breite und neun Fuß Höhe. Eine einzige Thür führte in die Flur des Polizcigebäudes, ein Fenster auf die Straße. Letzteres war klein, ohne Glasscheiben und mit starken Eisengittern verwahrt. Der Fußboden des Gefängnisses war ursprünglich gepflastert gewe­sen, jetzt aber mit dickem Schmutz bedeckt. In diesem Raume la­gen oder saßen zwanzig bis dreißig Verbrecher: Tagediebe, Gauner und Diebe ohne Fesseln in wahrem Kothc. In einer Ecke hatte man den Unrath aufgehäuft. Es wimmelte von Flöhen und Läu­sen, welche uns an den Kleidern in die Höhe krochen; die furcht­barste Unreinlichkeit und ein nicht zu beschreibender Gestank verpe­steten die dicke, dumpfige Luft des grauenvollen Aufenthaltes. Die Verbrecher schienen der gemeinsten Klasse, der niedrigsten Hefe des Volkes anzugehören. Sie begrüßten uns sogleich mit frechen, un­züchtigen Redensarten.Schweigt, ihr Hunde," antwortete ich, denn wir sind Europäer! Wagt noch ein Wort und ihr sollt es gewiß bereuen!" Sogleich trat die gewünschte Stille ein; Alle suchten uns ihre Ehrerbietung an den Tag zu legen. Noch war keine Viertelstunde vergangen, seit wir eingesperrt waren, da er­schien Derw ihsch-Arh a, der Khawahs unseres Konsulats, und verlangte unsere augenblickliche Entlassung. Sie wurde bewilligt;

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