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Zweiter Theil
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zu schließen, da fing auch die Bestie von Neuem an zu krähen und zwar dicht neben mir. Jüngere Hähne, welche ebenfalls schlie­fen, wurden jetzt auch ermuntert und probieren ihre heißeren Stim­men; der unträgliche Lärm hörte gar nicht mehr auf. Nun be­hauptet zwar der vr. pllil. Rauh in Kairo, ein sehr großer Hüh- nerlicbhaber, daß es Hähne gebe, die schön und andere, welche unschön krähten, aber sicher hatte er keine Nacht im Hühnerstalle zugebracht, ehe er seinen unverantwortlichen Ausspruch that. Wenn der Hahn, welcher meine Nachtruhe auf eine raffinirt boshafte Weise unterbrach, wirklich mit Philomclenö Stimme begabt gewe­sen wäre, ich hätte ihm doch das Genick umgedreht, wenn ich ihn nämlich hätte bekommen können. Allein es war mir unmög­lich, ihn zu finden, obgleich ich, mit dem bloßen Säbel fechtend, das ganze Zimmer durchsuchte; es war mir unmöglich, Licht zumachen, unmöglich, meinen Bedienten herbeizurufen, ohne die ganze Wekahle aufzustören, unmöglich, mein Lager in der dichtesten Finsterniß zu verändern. Ich verbrachte eine Höllcnnacht; der verwünschte Hahn schien meiner ohnmächtigen Rache zu spotten und krähte ununter­brochen bis zum anderen Morgen fort.

Am 15. Februar. In unserem Chahn waren gestern zwei nie­dere, türkische Offiziere angekommen, welche nebst mehreren Kauf­leuten ebenfalls nach Kairo reisen wollten. Ich schloß mich ihnen mit Mahammcd an. Wir verließen, eine ziemlich starke Karawane bildend, schon vor der Zeit des Frühgcbctes den Ort der Nacht­ruhe, doch konnte ich es, trotz des schönen Morgens, nicht über mich gewinnen, dem Chumurdji auf seine mäßige Forderung die Zugabe zu schenken. Mit der höflichen Bitte, künftighin keine Gäste mehr in das vcrhängnißvolle Zimmer, in welchem ich die vorhergehende Nacht zugebracht hatte, zu führen, vereinigte ich eine gelinde Demonstration mit der Nilpeitschc und erntete deshalb die vollste Zufriedenheit meiner türkischen Begleiter.

Wir betraten die Wüste, sobald wir die letzten Häuser dcö Dorfes hinter uns und einen Kanal des Bahhr el Jussuf überschrit­ten hatten. Ein mit einer langen rostigen Flinte und einer schlech­ten Pistole bewaffneter Beduine drängte sich zu unserer Bcglei-