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ersten Decenniums im Pensionat zu Unzukömmlichkeiten kam, die dann Rcformgedanken hervorriefen, welche solcher Natur waren, dass sie Kaiser Josefs Schöpfung beinahe in Frage gestellt hätten. Nicht wenige Gründe wurden in das Feld geführt, um das Civil- Mädchen-Pensionat in eine mit Stipendien reichlich ausgestattete Schule für Lehrerinnen zu verwandeln. Freilich wird man über nicht wenige dieser Gründe betreten und betroffen. Prüft man noch etliche der Folgerungen, wie z. B. die, dass man die Mädchen im Pensionat nicht an die Unbilden der Witterung, wie Nebel, Regen, Schnee und Wind gewöhnen könnte, dann muss man in der That, wie der Dichter des Tell bei ähnlichen Folgerungen gethan hat, ausrufen:Träume ich, ist mein Auge trüber, nebelt's mir um's Angesicht?"

Dass es damals hinsichtlich der Leitung der Anstalt Übelstände gegeben hat, steht außer Zweifel?) Über Luzac wurden viele, viele Klagen laut, so dass sich der Kaiser gezwungen sah, ihr auf amtlichem Wege bedeuten zu lassen, sie müsse gegen die Zöglinge billig und gerecht sein, die Kost verbessern, insbesondere was Reinlichkeit und gute Zubereitung betrifft, sie müsse sich dem Pensionat ganz und gar widmen, was unmöglich der Fall sein könne, wenn sie ihre Mutter bei sich habe, wenn ihr Mann allzuoft zu ihr hinkomme, wenn ihr Bube (rectc ihr Söhnlcin) immer unter den Pensionärinnen ist, und wenn sie überdies noch beständig das Fräulein Keglevics bei sich behalte.

Dass die Obervorsteherin von den Eltern der Zöglinge, und gewiss auch von anderwärts, vielen Plackereien ausgesetzt war, ist aus einer Bemerkung des Kaisers selbst ersichtlich; als er dem Pensionat über die erzielten Prüfungsresultate die a. h. Zufriedenheit ausdrücken ließ, bemerkte er eigens, dass Luzac keine unnöthigen Chicanen zu machen seien, damit sie in und außer den: Hause das An­sehen behalte.

*) Pergl. Lortrag des Direcloriums v. 29. November 1796.