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Im Jahre 1873 spendeten die Majestäten der Pensionats­kapelle eine Orgel, wodurch den Zöglingen die Gelegenheit geboten ist, sich auch im Orgelspiele, insbesondere in der Begleitung der Kirchenlieder, zu üben.

Der Unterricht im Tanzen hat nicht den Zweck, künstliche Tänze einüben zu lassen. In der Tanzkunst erblickte man nur ein vorzügliches Mittel, den Zöglingen auf die beste und leichteste Art Anstand in Haltung des Körpers, im Gehen sowohl als im Grüßen, beizubringen.*)

Die weiblichen Handarbeiten wurden so betrieben, dass die Zöglinge alle feineren erlernten, bis auf diejenigen, die man im eigentlichen Verstände Putz nennt. Zu diesen Arbeiten rechnete die alte Lehrverfassung: Stickereien aller Art, Zuschneiden und Nähen der Kleidungsstücke, welche gute Wirtinnen selbst bei Hause ver­fertigen, Flicken, Ausstoppen, Umstürzen und Einsetzen des Abge­nützten, Merken, Spinnen, endlich auch allerlei Netz- und Knüpf­arbeiten. Bis zur gegenwärtigen Stunde ist es Gepflogenheit, dass die Zöglinge die Kleidung sich selbst machen, die ganze, neue Wäsche selbst nähen, die alte, schadhafte selbst ausbessern, den Aufputz der Hüte selbst anfertigen.

Die feineren Arbeiten der Zöglinge fanden nicht selten auch in der Öffentlichkeit Würdigung und Anerkennung.

Im Jahre 1842 hatten sieben Zöglinge unter Anleitung der Untervorsteherin M. Schalter und auf Anregung Ihrer Majestät der Kaiserin Mutter in kunstvoll ausgeführter Stickerei ein Messkleid verfertigt. Die Obervorsteherin schickte es in die Ausstellung im k. k. Volksgarten, die dort die Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Nützlichen alljährlich veranstaltete. Der Untervorsteherin wurde für dieseausgezeichnete Leistung weiblicher Hände" der Dank, den

') Vertrag des Grafen Dietrichstein v. 16. Jänner 1812.