126

während der Ferien öfters den botanischen Garten, das Naturalien- cabinet, die Menagerie in Schönbrunn, die Porzellanfabrik u. dgl. besuchte. *)

Der Unterricht in der Musik erhielt einerseits durch den Schulrath M. A. Becker, anderseits durch den Claoiermeister Hans Schmitt, Professor am Wiener Couservatorium, große Förderung. Jener trachtete, dass bei der Auswahl der einzuübenden Clavier- stücke außer der modernen Salonmusik die Werke classischer Meister mehr zu berücksichtigen seien; dieser, der Leiter des Musikunterrichtes, führte einen geordneten Lehrplan ein und trachtete durch die möglich größte Vielseitigkeit des Lehrstoffes den Lehrplan des hiesigen Conser- vatoriums der Übungszeit, die den Zöglingen zur Verfügung stand, anzupassen.

Schmitts Lehrplan umfasste technische Studien, polyphone Musik, Etüden mit technischen Zwecken, Übungen zur Bildung des Vertrags, Sonaten und Vortragsstücke bewährter Meister.

Pros. Schmitt ertheilte nur 12 Zöglingen zweimal die Woche Gesammtunterricht im Claoierspiele; überdies leitete er die Übungen im Chorgesangc, auf die wöchentlich zwei Stunden verwendet wurden.

Die Claviermeistcrinnen Töpfcrmann und o. Gschmeidler unterrichteten nach Schmitts Lehrplan, aber jeden Zögling einzeln.

Die Fräulein Schebcsta und Pfuhl ertheilten den Unterricht folgendermaßen: Je sechs Zöglinge hatten dreimal in der Woche eine Unterrichtsstunde. Auf diese Art konnten alle sechs gewinnen. Kam der eine Zögling etwa in einer Stunde nicht zur Übung, so hörte er doch, was und wie er es spielen sollte, von den andern. Auch war es für die Zöglinge nur von Vortheil, beobachten zu können, wie der Unterricht im Claoierspiele ertheilt werden müsse.

So wird nach Schmitts bewährter Methode auch heute noch dieser Unterricht betrieben, nur kommen noch Übungen im Primavista- spiel dazu.

*) Tagebuch der Oberin Libozky aus dem Jahre 1846/7.