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welch bescheidenem Umfange die Unterrichtsgegenstände damals ge­lehrt wurden; da gab es noch keine dritte, beziehungsweise vierte Sprache zu erlernen, noch keinen Unterricht in der Musik in dem Umfange wie heutzutage. Gegenwärtig wirken am Pensionate neben der Obervorsteherin 4 Untervorsteherinnen, 1 Religionslehrer und Seelsorger, 4 Hauptlehrer, 2 Übnngsschullehrer, 2 Übungsschul- lehrerinnen, 1 Übungsschulunterlehrerin und die verschiedenen Hilfs­lehrer und Hilfslehrerinnen für die fremden Sprachen, für Clavier- spiel, Turnen und Gesang. Zu Beginn des laufenden Schuljahres zählte das Pensionat 62 interne und 77 externe Zöglinge; von den ersteren entfallen 21 auf den Borbereitungscurs.

Die Übungsschule wies 142 Schülerinnen auf; davon be­suchten je 30 die erste, zweite und dritte, 29 die vierte und 23 die fünfte Classe.

Das Erfordernis der Anstalt ist seit hundert Jahren auch gewaltig gestiegen. Anfänglich genügten jährlich 6000 bis 7000 fl. (siehe S. 12), um ihren Aufwand zu decken. Im Jahre 1886 find, wie der Staatsvoranschlag zeigt, 21.923 fl. zur Bestreitung der Auslagen für die Lehrerinnen Bildungsanstalt, und 48.791 fl. zur Deckung der Kosten für das Internat, zusammen also 70.714 fl. vonnöthen.

So ist das Bäumchen, das vor hundert Jahren Kaiser Josef gepflanzt, ein mächtiger Baum geworden, der jährlich gute Früchte reifen lässt. Die hohe Absicht des erlauchten Stifters, dem Staate tüchtige Lehrerinnen und gesinnnngstreue Erzieherinnen zu schaffen, denen die Kinder der allgesehensten Geschlechter des Reiches unbesorgt anvertraut werden können, darf als erreicht angesehen werden; denn die Zöglinge dieser Anstalt wirken in allen Kreisen der bürgerlichen Gesellschaft und fanden in jüngster Zeit auch in solche Familien Eingang, wo Ulan einst Erzieherinnen fast ausschließlich aus Frank­reich und England berufen hatte. Dem einstigen Zöglinge Louise