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Wer die Erfolge und die Leistungsfähigkeit dieser Anstalt richtig beurtheilen will, darf nicht vergessen, dass nicht wenige Zöglinge im Auslande, in Paris, Brüssel, Rom, Venedig, Mailand, Neapel, Kiew, Alexaudricn, ja sogar in der neuen Welt, in Brasilien und Nordamerika, besonders bei den dortigen Familien aus Öster­reich, einen schönen und edlen Berufs- und Wirkungskreis erhalten haben.

Zur Förderung des Jnstitntszweckes hat auch der Umstand nicht wenig beigetragen, dass die Obervorstcherinnen Libozky und Rodiczkl), dann die meisten Erzieherinnen, die an der Anstalt als Untervorstehernmen wirken oder gewirkt haben, einst Zöglinge des Pensionates gewesen sind.

Wie viele Wohlthaten hat nicht die Anstalt das Jahrhundert über Waisen und Verlassenen gespendet! Wie viele heiße Thränen hat sie nicht getrocknet! Wie viele schmerzliche Wunden nicht geheilt! Vielen Zöglingen, denen ein hartes Schicksal die besten Freunde, die Eltern, geraubt hat, war sie diejenige freundliche Stätte, wo die Beklagenswerten Schutz und Trost fanden und in der Person der Obervorsteherin eine zweite, liebevollbesorgte Mutter erhielten.

Die Resultate der Reifeprüfung am Schlüsse des Schul­jahres 1883/4 reden auch in Bezug auf die Leistungsfähigkeit des Pensionates eine sehr deutliche Sprache. Von den 31 Zöglingen, die sich der Prüfung unterzogen hatten, erhielten nicht weniger als 16 das Zeugnis der Reife mit Auszeichnung. Wer weiß, wie schwer es heutzutage ist, mit Auszeichnung die Prüfung der Reise zu bestehen, wird diesen Erfolg gewiss zu würdigen wissen.

Sehr lehrreich ist der Vergleich von ehemals und heute hin­sichtlich des Umfanges der Lehrgegcnstände und der Anzahl der Lehrer, Lehrerinnen und der Zöglinge. Vor hundert Jahren setzte sich das Pensionat aus einer Obervorsteherin, einer Untervorsteherin, einem Lehrer und 24 Zöglingen zusammen. Der Lehrplan zeigt, in