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demselben Falle mit den schriftlichen Erläuterungen. Unsere Hausindustrie hat sich mit unserem Leben, mit unserer Sitte, Geschichte und Tradition so eng verschlungen, dass man sich in der peinlichsten Lage befindet, in Folge des be­schränkten Raumes nur oberflächliche Andeutungen über unsere Hausindustrie machen zu können.

Ich habe diese grossen Schwierigkeiten der mir über­tragenen ehrenvollen Aufgabe wohlerwogen. Diese Schwierig­keiten steigerten sich jetzt für mich umsomehr, als ich, von Galizien abwesend, nicht selbst die Vorbereitungen zur Aus­stellung leiten konnte und gezwungen war, sogar diese Zeilen ausserhalb Galiziens zu schreiben und ohne die nothwendigen Daten und Gegenstände zur Hand zu haben. Es tauchten deswegen in mir sehr ernste Bedenken darüber auf, ob ich mich dieser, für meine Kräfte so schwierigen Arbeit unter­ziehen könne.

Diese meine Bedenken hat aber unser Obmann nicht berücksichtigt. Ich musste mich seinem Willen fügen und ihm meine Sammlungen der galizischen Hausindustrie und mich selbst zur Disposition stellen. Ich werde mich nun bemühen, in den folgenden Zeilen auf Grund meiner persönlichen Er­fahrungen ein möglichst getreues Bild der galizischen Haus­industrie zu geben.

Der Begriff Hausindustrie wird jetzt öfters unrichtig angewendet und oft mit Kleingewerbe verwechselt. Was wir in Galizien Hausindustrie nennen, wird sich aus meinen Mittheilungen ergeben.

Unser Bauer hat bis in die jüngste Zeit, und in ent­legenen Gegenden noch jetzt, Alles, was er für sich und seine Familie brauchte, selbst, und zwar hauptsächlich aus den Producten seiner eigenen Wirthschaft mit Hilfe seiner ganzen Familie verfertigt. Seine Hauptbeschäftigung war immer die

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