Landwirtschaft, und zwar nach örtlicher Möglichkeit in allen Zweigen derselben.

Aber alle von der landwirthschaftlichen Arbeit freie Zeit benützte die ganze Familie, um Producte für den eigenen Bedarf herzustellen. Im Herbste wurden Hanf, Flachs und Wolle zum Spinnen vorbereitet und verschiedene Kräuter und diverse Ingredienzen gesammelt, um daraus Färbestoffe zu bereiten. An Winterabenden wurde fleissig gesponnen, und zwar auf dem Spinnrocken (Kunkel Kadziel). Die Frauen gebrauchten die übrige Zeit, um für die ganze Familie Wäsche und für sich selbst die gebräuchlichen Kleidungsstücke zu verfertigen. Der männliche Theil der Familie befasste sich mit der Weberei von Leinwand und von in der Gegend ge­brauchten Kleidungsstoffen, mit der Vorbereitung von Holz­material zur Verfertigung von Haus-, Wirthschafts- und Ackerbaugeräthen, sowie mit der Zurichtung von Bau­materiale. Ferner wurden Schafhäute zu Pelzen, andere Thierhäute zu Stiefeln und anderem Hausbedarf verarbeitet. Stroh, Schilf, Weide und Holzwurzeln wurden zu Körben und zu verschiedenen Hausgeräthen verwendet.

Wo die Ortsverhältnisse günstig waren, wurde Lehm gegraben, vorbereitet, im Garten nach altem Gebrauch ein Töpferofen gebaut und das nöthige Geschirr verfertigt.

Wir sehen aus dem bisher Gesagten, dass das Bauern­haus eigentlich eine Werkstätte der verschiedenartigsten Gewerbszweige war. In vielen Gegenden ist es auch jetzt noch so, in anderen hat jedoch eine Arbeitstheilung platz­gegriffen, und zwar zwischen Nachbarn, Insassen eines Dorfes, seltener einer ganzen Gegend (denn die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Dorfbewohner dienenden Gewerbe wurden in der Regel alle im eigenen Dorfe betrieben), indem jeder Einzelne nach Massgabe seiner Handgeschicklichkeit in

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