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und Tracht ihrer Heimat beibehalten, haben sich zusammen gruppirt und sich einen Marktplatz ausgewählt, wo sie für sich und ihre Stammesgenossen zu Hause verfertigte Ge­brauchsgegenstände kaufen und verkaufen konnten. Alles war natürlich für den eigenen und den Gebrauch ihrer Stammesgenossen nach alter Tradition und heimatlicher Sitte verfertigt. Diese Umstände erklären uns die Localisirung der Producte der Hausindustrie in einer gewissen Gegend, denn vielleicht schon in nächster Nähe waren die Bewohner anderer Herkunft, eines anderen Stammes, die andere Tracht, andere Bedürfnisse, andere Gewohnheiten hatten und bei denen sich eine andere Hausindustrie ausgebildet hatte.

Wir haben schon zu Anfang dieser Abhandlung erwähnt, dass sich die Hausindustrie des Bauernhauses mit unserem Leben, unserer Sitte, Geschichte und Tradition so innig ver­flochten hat. Und in der That, wenn wir das häusliche Leben unserer Vorfahren betrachten, und wenn wir uns die eigenen Jugenderinnerungen auffrischen, werden wir finden, dass diese Hausindustrien auch sehr oft die Bedürfnisse der gebildeteren und vermögenderen Classe versorgt und befriedigt haben. Die Hauptbeschäftigung unserer Frauen, und zwar fast aller Classen der Bevölkerung, war seit uralter Zeit die Haus­haltung. Ihr grösster Stolz war auch, alles Mögliche und Nöthige für den Haushalt im Hause besorgen und ver­fertigen zu lassen. Die Frauen der höchsten Würdenträger rühmten sich, bei Ausstattungen der Tochter Leib- und Tisch­wäsche zu Hause verfertigen zu lassen, und die feinsten und zartesten Stickereien waren oft auch von Landmädchen zu Hause angefertigt. Aber damals war ja der Begriff Haus ein weitläufiger. Das ganze Dorf, die ganzen ländlichen Be­sitzungen nannte man sein Haus, seine Haushaltung. Aber auch der Hausherr, der Landwirth, der Jäger, der Ritter

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