Wolle war neben der Landwirthschaft die Hauptbeschäftigung der ländlichen Bevölkerung. So wie die Trachten und die Sitten unserer Bauern sehr verschieden sind, so mannigfaltig sind auch die Producte des bäuerlichen Webstuhles. Der Webstuhl gehörte bis in die jüngste Zeit zum Hausgeräthe in fast jedem Bauernhause, und noch jetzt gibt es sehr viele Gegenden, besonders in Ostgalizien, wo nahezu in jedem Hause ein Webstuhl vorhanden ist. Diese Webstühle sind in jeder Gegend nach örtlichem Herkommen dort selbst von Bauern verfertigt, bilden sehr oft einen Einrichtungsgegen­stand der Stube und sind für die durch Tracht und Gebrauch der Gegend vorgeschriebenen Stoffe eingerichtet. Die Pro­ducte der Weberei sind wie gesagt ausserordentlich verschieden. Wir werden hier nur die Hauptproducte dieser unserer textilen Hausindustrie erwähnen. In erster Linie ist die Leinwand zu nennen. Die dazu verwendeten Roh­materialien sind Flachs und Hanf allein oder in verschieden­artiger Mischung. Je mehr Hanf mit verarbeitet wird, desto gröber ist die Leinwand, je länger sie der Sonne ausgesetzt

. und benässt, d. h. je länger sie gebleicht wird, je weisser sieht sie aus. Auch dieser ganzen Manipulation liegt der altherkömmliche Brauch des Ortes und der Gegend zu Grunde. Leinwand wird bei uns nicht nur zur Leibwäsche, sondern auch als Stoff zur männlichen und weiblichen Ober­kleidung benützt. So z. B. werden im Sokaler Bezirk die aus einer eigenen Art gekreuzelter Leinwand, sogenannte Kozuszek, hergestellten Oberleibchen allgemein getragen.

In der Gegend von Rawa-Ruska u. s. w. tragen die Bauern lange und breite Gewänder aus Leinwand, sogenannte Plutnianki, die man sogar im Winter über dem Schafspelz anzieht, um den letzteren vor Nässe zu schützen. Fast ein jeder von diesen Webern kann auch feine Leinwandsorten

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