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Die Hausindustrie Oesterreichs : ein Kommentar zur hausindustriellen Abtheilung auf der Allgemeinen Land- und Forstwirthschaftl. Ausstellung ; Wien 1890 / redigiert von Wilhelm Exner
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sächlich durch die Schönheit der Formen und Linien, durch den milden Ton der Farben entzücken, wobei Alles ver­mieden wird, wodurch im Beschauer der Eindruck der Har­monie gestört werden könnte.

Betrachtet man irgend ein Erzeugniss der orien­talischen Kunsttechnik, mag es ein Teppich, ein Gefäss oder irgend ein anderer Gegenstand sein, so wird dem genauen Beobachter nicht entgehen, dass trotz der Wiederkehr der­selben Formen stets die einzelnen Glieder durch beinahe unmerkliche Variationen von einander unterschieden werden können, und durch den absoluten Mangel der Uniformität die höchste Harmonie erzeugt und eben jene Schroffheit vermieden wird, welche uns häufig bei dem Anblick west­europäischer ähnlicher Erzeugnisse entgegentritt. *

Durch den ungeheueren Aufschwung, welchen die euro­päische Industrie in Folge der Anwendung von Maschinen und Dampfkraft genommen hat, sowie durch die Ver­mehrung der Communicationen ist es dem europäischen Handel nunmehr ermöglicht, seine Waaren bis in den ent­ferntesten Osten zu tragen.

Hiedurch hat sich in dem orientalischen Geschmacke sichtlich eine Wandlung vollzogen, welche nicht ohne Rück­wirkung auf die orientalische Kunsttechnik selbst bleiben kann und sich auch schon vielfach bei den neueren Erzeug­nissen des Ostens bemerkbar macht.

Nicht nur, dass zumeist minderwerthiges Materiale als in früherer Zeit zur Anfertigung der einzelnen Gegenstände verwendet wird, trifft man nur zu häufig schon in Form und Zeichnung Anklänge an den europäischen Geschmack, und wenn es vielleicht auch noch geraume Zeit dauern dürfte, bis die den orientalischen Kunsterzeugnissen innewohnende Originalität zur Gänze vernichtet sein wird, so steht doch