Erst die durch das berühmte kaiserliche Rescript von 1857 inaugurirte grossartige Stadterweiterungsaction bewirkte im Gefolge der mächtig sich regenden Bauthätigkeit einen freilich dafür um so rascheren und lohnenderen Aufschwung aller einschlägigen Baugewerbe.

Derselbe traf das Hausersche Geschäft nicht unvorbereitet. Schon der Grossvater des heutigen Inhabers, Herr Alois Hauser, hatte es verstanden, trotz der Ungunst der Zeiten und der Verhältnisse durch Fleiss, Rührig­keit und offenen Blick sein Steinmetzgeschäft wesentlich zu vergrössern. Seine Thätigkeit scheint denn auch ziemliche Anerkennung gefunden zu haben, wie aus der Verleihung mancher öffentlichen Ehrenstellen, speciell der eines Gerichtsbeisitzers hervorgeht. Alois Hausers Sohn, Herr Franz Hauser, der Vater des heutigen Firmen-Inhabers, setzte die begonnene Vergrösserung des Geschäftes, begünstigt durch die in Folge der Stadterweiterung sehr ge­steigerte Bauthätigkeit, mit glücklichstem Erfolge fort. Mitten in seiner Arbeit und seinen Plänen ereilte ihn jedoch 1858 der Tod, der ihn im besten Mannesalter er hatte kaum das 48. Lebensjahr überschritten seiner Frau und deren Sohne, Eduard, entriss. Dieselben führten nun allein das Geschäft weiter.

Eduard Hauser, der, als sein Vater starb, erst das 17. Lebensjahr erreicht hatte, widmete sich mit frühzeitigem Ernste dem väterlichen Berufe, worin ihm allerdings die treffliche Organisation, welche der verewigte Franz Hauser seinem Unternehmen gesichert hatte, sowie das grosse Vertrauen, welches die Firma bereits genoss, sehr wesentlich zu statten kamen. Nachdem Eduard Hauser im Vereine mit seiner Mutter die Verlassenschaft geordnet und die weitere Entwicklung des Geschäftes gesichert hatte, was immerhin fast fünf Jahre in Anspruch nahm, begab er sich i 863 auf eine länger währende Studien- und Ausbildungsreise nach Deutschland und England, um die damals im Allgemeinen ziemlich vorausgeschrittenen ähnlichen Gewerkschaften des Auslandes kennen zu lernen. Die auf dieser Reise gewonnenen Erfahrungen veranlassten ihn denn auch zu mehrfachen neuen maschinellen Einrichtungen.

Eine überaus wichtige Erweiterung seines Betriebes gelang ihm durch die Schaffung einer besonderen Ab­theilung für die Erzeugung von Grabmonumenten. Bis um die Mitte dieses Jahrhunderts war die monumentale Ausschmückung der bürgerlichen Friedhöfe eine höchst bescheidene gewesen. Ein Gang über die alten Friedhöfe der Stadt zeigt dies noch heute. Zumeist stammen die erhaltenen Grabdenkmäler von Maurerhand (mit natürlich längst abgefallener Verputzung), oder sie sind schablonenmässig aus Sandstein und nur ausnahmsweise aus unserem gewöhnlichen Pflastergranit gefertigt.

Das Geschäft der Firma Hauser war also dazumal in Grabsteinen noch ein sehr mässiges. 1858 hatte es kaum für 3 Arbeiter continuirlich Beschäftigung.

Eduard Hauser, welcher jedoch frühzeitig erkannt hatte, dass der moderne Geschmack auch auf gewerblichem Gebiete künstlerische Bethätigung verlangt, und der die Empfänglichkeit des Publicums für die stilgemässe Aus­gestaltung des Todtencultes vorausgesehen hatte, liess sich in seinen Bemühungen nach dieser Richtung durch die anfänglich nur geringen geschäftlichen Erfolge durchaus nicht beirren. Dieselben g-estalteten sich denn auch bald immer günstiger, namentlich seitdem Eduard Hauser die prachtvollen Syenite und Porphyre aus Böhmen, Baiern und Schweden in grösserem Maasstabe einzuführen und für die Errichtung von Grabmonumenten zu verwenden begonnen hatte.

Die düstere, der monumentalen Bestimmung gemäss höchst ausdrucksfähige Schönheit des seltenen Stein­materiales im Vereine mit der gediegenen und stilvollen Bearbeitung desselben in den Hauserschen Werken führten nun rasch einen vollständigen Umschwung im Geschmacke des Publicums herbei, welches seither in offenkundig ent­schiedener Weise die rühmlichst bekannten Grabmonumente Hauserscher Factur bevorzugt, welche allerdings auch geradezu bahnbrechend auf diesem Gebiete thätig war.

Die immer grossartigere Entfaltung der Bauthätigkeit in Wien gestattete Eduard Hauser, seine Thätigkeit auch auf die Ziegelfabrication zu verlegen. 1873 kaufte er mehrere Ziegeleien in Heiligenstadt und Nussdorf bei Wien, die er zu einem grossen, einheitlich betriebenen Werke vereinigte, sowie einen Bruchsteinbruch in Grinzing.

Auf seinen Gründen in Heiligenstadt errichtete Hauser auch eine Granit-Dampfschleiferei. Um dieselbe den modernsten Anforderungen entsprechend zweckmässig und leistungsfähig einrichten zu können, entsandte Eduard Hauser damals einen Ingenieur nach England, welcher dortselbst die ersten nach Oesterreich gebrachten Schleif­maschinen ankaufte. Das Schleifwerk begann seine Thätigkeit mit anfänglich nur 6 Arbeitern; doch bald wurde die geringe Zahl unzulänglich, und damit erwiesen sich rasch auch die ursprünglichen Räumlichkeiten zu eng, namentlich als Baron Ferstel, der berühmte Erbauer der Votivkirche, bei Hauser die kolossalen Granitsäulen be­stellte, welche bestimmt waren, das Gebälke des Vestibules der neuen Universität zu tragen.

Schon vordem hatte Hauser im Aufträge des Architekten Baron Hasenauer grosse Säulen aus schwedischem Granit, und zwar in fertigem Zustande nach Wien gebracht, weil es dazumal in Wien noch keine genügend grosse Drehbank für solch riesige Monolithe gab. Für die erwähnten Säulen der neuen Universität aber liess sich Hauser eine riesige Granit-Drehbank erbauen, welche heute noch die grösste der Monarchie ist. Dieser gesellten sich gleichzeitig und in rascher Folge andere, kleinere Drehbänke, sowie Schneidemaschinen und Schleifbänke ver­schiedener Construction bei, welche das Hausersche Etablissement zu ganz besonderer Leistungsfähigkeit emporhoben.

Hand in Hand mit dieser technischen Vervollkommnung' des Werkes ging Eduard Hausers Sorge für die künstlerische und stilvolle Durchbildung der Monumentalerzeug'nisse seines Etablissements. In diesem Sinne be­stellte er zur künstlerischen Leitung und speciell für die Ausarbeitung der Entwürfe und Modelle einen eigenen Architekten, sowie akademisch geschulte Bildhauer, während er sich selbst mit besonderer Vorliebe der Ueber-

55