Da sich der Absatz des als vorzüglich anerkannten, feuerfesten Materiales von Jahr zu Jahr reger ge­staltete, und die farbigen Mosaikplatten ausser in dem heimischen Absatzgebiete auch im Auslande lebhaften An­werth fanden, wurde die Plattenfabrik mit namhaftem Aufwande vergrössert und die Production auf den doppelten Umfang gebracht. Die Fabrik hatte bis dahin mit 5 Pressen und 3 Brennöfen gearbeitet; jetzt wurden zur beste­henden Anlage weitere 6 Pressen, Accumulatoren, Presspumpen und 4 Brennöfen zugebaut, sodass gegen Ende des Jahres 1885 11 Pressen und 7 Brennöfen für Herstellung der Mosaikplatten und hochfeuerfesten Steine in Thätigkeit waren.

Die feuerfesten Steine haben sich wegen ihrer guten Qualität namentlich in den Stahl- und Glashütten Oesterreich-Ungarns Eingang verschafft und werden sowohl in den Dimensionen gewöhnlicher Ziegelsteine, als auch grosser Platten und in anderen Formen bestellt und verwendet.

Die zweite Yergrösserung der Fabrik, welche nach dem Tode des Begründers von dessen Erben unter der Firma Vladimir Vondräöek & Co. weitergeführt wurde, erwies sich im Jahre 1894 als erforderlich, weil der Absatz der Mosaikplatten, namentlich nach dem Auslande, in ungewohnter Weise zunahm, und nicht nur aus Deutschland, sondern auch von Russland, Amerika, aus dem Oriente und Ostindien Aufträge zur Effectuirung einlangten. Aus diesem Grunde wurde aucft ein eigenes Verkaufsbureau in Prag mit einem Musterlager aller Fabricate eingerichtet und für eine gute Vertretung der Fabrik nicht nur in den Hauptstädten Oesterreich-Ungarns, sondern auch in Deutschland und Russland Vorsorge getroffen.

Die Fabrik, welche inzwischen in Folge Ablebens des Herrn Vladimir Vondräöek mit 1. Jänner 1898 durch Kauf an die Firma Kasalovsky & Sommerschuh übergieng, besitzt zur Zeit 14 grosse Brennöfen, 8 Muffelöfen etc., arbeitet mit 12 hydraulischen und 2 Spindel-Pressen, 4 Accumulatoren und 24 hydraulischen Presspumpen, nebst einer Anzahl von Kollergängen zum Vermahlen von Thon und feuerfesten Materialien. Als Betriebsmaschine wird eine 150 HP Wolf sehe Dampfmaschine mit Corliss-Steuerung und Condensation verwendet, welche ausserdem eine Elektrodynamomaschine für 10 Bogen- und 1000 Glühlampen, dann eine Wasserstation bedient und den Dampf von einer entsprechend grossen Batterie und einem Reserve-Röhrenkessel erhält.

Die Anzahl der in der Fabrik beschäftigten Personen beträgt 400. Dieselben wohnen in den umliegenden Ortschaften und besitzen eine eigene Krankencasse, zu welcher die Firma einen namhaften Beitrag leistet.

An Rohmaterialien werden ausser den oberwähnten im eigenen Kohlenreviere eruirten und gewonnenen Erd- und Thonarten auch eigene Thone aus Böhmen verwendet. Diese letzteren sind unter dem Namen Flaschenthone bekannt und schon seit undenklichen Zeiten zur Anfertigung von Steinflaschen für den Versandt von Mineral­wässern verwendet worden. Diese Thone verklinkern ohne jeden Zusatz eines Flussmittels in ausgezeichneter Weise und geben ein hartes Fabricat, sobald dieselben in Mehlform und trocken unter hohem Drucke bei Zuhilfe­nahme von hydraulischen Pressen zu Platten geformt und dann gebrannt werden. Sie lassen es wegen ihrer chemisch-keramischen guten Eigenschaft zu, dass man mit denselben chemisch ebenbürtige, zusammengesetzte, natürlich oder künstlich gefärbte Thonarten verbinden kann, wie es bei Herstellung der mannigfaltig gefärbten Mosaikplatten eines der interessantesten keramischen Fabricate erforderlich ist.

Wenn man eine aus diesem Thone mit anderen, entweder natürlich oder künstlich gefärbten Thon­gattungen aufgetragene und gebrannte Mosaikplatte im Bruche betrachtet, so ergibt sich die Ansicht verschieden gefärbter, jedoch gleich harter Körper. Dieselben liegen nebeneinander und sind unter sich durch Verklinkerung innig verbunden. Es ist auf diese Weise unmöglich, dass bei der andauernden Abnützung der Mosaikpflasterung die diversen färbigen Stellen verschwinden oder deren Contouren beeinträchtigt werden, weil jede färbige Stelle einer Mosaikplatte als ein mindestens 5 mm starker Körper in der Platte sitzt, welcher auch bei stetiger Abnützung derselben an der Oberfläche seine Farbe behält. Dies wäre aber nicht der Fall, wenn die Farbe in einer schwachen Schichte auf der Platte aufgetragen und eingebrannt wäre.

Unser Bild zeigt die Totalansicht der Fabriksanlage in ihrem vorletzten Stadium, also ohne die nachträglich vorgenommene Bauerweiterung. Sie ist mit einer eigenen normalspurigen Eisenbahn mit der Station LuZna-Lischan der Buschtöhrader Eisenbahn verbunden, auf welcher die gesammten Rohmaterialien, sowie Thone und Kohle theils aus eigenen Gruben, theils aus entfernteren Bezugsquellen verfrachtet werden.

Die Gesammtbewegung beläuft sich auf dieser Verbindungsbahn auf 220.000 q jährlich; die Production an Mosaikplatten bewegt sich zwischen 3 J / 2 bis 4 Millionen Stück, welche theils in Kisten theils direct in Waggons gepackt zur Versendung gelangen. Die Jahreserzeugung an feuerfesten Steinen beläuft sich auf 400 Waggons, und zwar vorzugsweise hochfeuerfester Specialsteine für Glasöfen, Eisenhochöfen und Coakesöfen, von denen jene für Glasöfen oft grosse Dimensionen besitzen und als eine Specialität zu betrachten sind. Eine solche Platte bedarf oft wochenlanger Zeit, um lufttrocken zu werden. Zum Transporte, sowie zum Einsätze in die Brennöfen sind des grossen Gewichtes wegen eigene Vorrichtungen getroffen.

Als Brennstoff wird Steinkohle aus eigenen und fremden Gruben zur Dampferzeugung und zum Brennen der Thonwaaren verwendet, von denen die Mosaikplatten in Kapseln, die anderen Thonwaaren direct dem Feuer ausgesetzt werden.

Die Oefen zum Brennen der Mosaikplatten sind runde, mit 10 Feuerungen versehene sogenannte Sturzöfen, in welchen das Feuer nach oben streicht, unter dem kuppelartigen Gewölbe sich bricht und gegen die Sohle des Ofens fällt, um durch eine entsprechende, in derselben angebrachte Anzahl Fuchsöffnungen den Feuercanal zu er­reichen, welcher alle Oefen untereinander und mit der Hauptesse verbindet.

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