Im Jahre 1874 wurden nun auf dem Brückendrahtzuge, welcher bis jetzt nur ein ebenerdiges Gebäude war, zwei Stockwerke aufgesetzt und für Feinzieherei eingerichtet. Die Glüherei erhielt einen neuen Glühofen mit sechs Cylindern, der so eingerichtet war, dass die Ueberhitze des einen Cylinderschachtes in den der nächsten Nachbarschaft übergeführt werden konnte.

Ausser den selbsterzeugten Frischzaggeln mussten nach und nach auch andere Eisen- und Stahlsorten in der Drahtzieherei verwendet werden. Das Puddeleisen hatte sich für ordinäre Drähte und Stiften schon ganz eingebürgert. Das Bessemermaterial verdrängte das Frischeisen vollständig von der Federdraht-Erzeugung. Das Martinmaterial wurde für Kammdrähte sehr gesucht.

Die Betriebsmittel im Jahre 1881 blieben in der Frischhütte und im Drahtwalzwerke die gleichen.

In den Jahren 1881 und 1882 wurden in Feistritz viele Versuche mit dem vielfachen Zuge bei feinen Drähten gemacht, und im Jahre i883 wurde derselbe eingeführt.

Durch Aufbau eines Stockwerkes auf ein altes Fabriksgebäude und Erweiterung desselben wurden Locali- täten geschaffen, welche gestatteten, noch weitere 176 Trommeln für Feinzüge aufzustellen.

Um im Walzwerke vor störenden grösseren Ofenreparaturen gesichert zu sein, wurde im Jahre i883 ein zweiter Siemensofen gebaut.

In diesem und den darauffolgenden Jahren wurde der vielfache Zug so weit vervollkommnet, dass unter Nr. 6 nicht mehr einfach gezogen wurde.

Eine neue Gasglüherei wurde im Jahre 1884 erbaut, und zwar mit continuirlichem Betriebe, so dass immer zwei Cylinder im Ausglühen und zwei Cylinder im Auskühlen begriffen sind.

In der Stiftenfabrik wurde in demselben Jahre die Schuhnägelfabrication eingeführt.

Im Jahre 1891 wurde die Drahtweberei mit fünf Stühlen eingeführt.

Da in den Drahtzuglocalitäten immer mehr und mehr Drahtzugtrommeln eingeführt waren, wurden die vorhandenen Wassermotoren mehr oder weniger überlastet, und es musste darauf Bedacht genommen werden, von irgend einer Seite motorische Kraft zu gewinnen. Zu diesem Zwecke wurde nun das letzte Gefälle des Feistritzbaches unter der Frischhütte herbeigezogen.

Schon im vorigen Jahrhundert wurde dieses Gefälle, welches i3 m beträgt, in primitiver Weise theilweise zum Betriebe eines Zainhammers und mehrerer Nagelschmieden verwendet und zu diesem Zwecke ein Ober­wasserstollen in festen Stein getrieben. Durch Einbauen eines steinernen Wehres wurde dieser alte Wasserstollen wieder nutzbar gemacht und das Gefälle in seiner ganzen Höhe von i3 m durch den Einbau einer Turbine von 120 HP ausgenützt. Direct an die Turbinenspindel wurde eine Dynamomaschine mit Drehstrom gekuppelt, welche den Zweck hat, durch Kraftübertragung zwei Motoren ä 12 HP in den Drahtzügen und einen Motor zu 12 HP in der Stiftenfabrik zu betreiben.

Ferner wird die Werksbeleuchtung und die der Beamtenhäuser durch zwei Bogenlampen und durch ca. 400 Glühlampen bewerkstelligt.

Der Stand der jetzigen, seit dem Jahre 1894 gleichen Einrichtung ist folgender: Frischhütte: gleich wie früher; Walzwerk: gleich wie früher, nur der zweite Siemensofen ist dazugekommen: Drahtzüge: 23 Grob­trommeln, 205 Mittelfeintrommeln und 394 Feintrommeln. Alle Trommeln, die unter Nr. 10 ziehen, sind auf den mehrfachen Zug drei- bis zehnfach eingerichtet. Verzinnerei: 15 Trommeln, Verzinkerei: 3 Trommeln, 2 Draht­schneidemaschinen; Glüherei: 4 Gasglühöfen und 2 Oefen mit separater Feuerung; Plätterei: 2 Plättmaschinen, 1 Schmirgelmaschine, 1 Drahtreissmaschine und 1 Gittergliedermaschine; Stiftenfabrik: 9 Schuhnägelmaschinen, 4 Pressmaschinen, 40 Stiftenmaschinen, 3 Krampenmaschinen, 1 Absatzstiftenmaschine und 2 Federwindmaschinen; Drahtweberei: 17 Webstühle, 2 grosse Spülmaschinen, 6 kleine Spülmaschinen, 2 Zettel- und 1 Färbemaschine; Elektrischer Betrieb: 1 Turbine, 1 Dynamomaschine und 3 Motoren.

Übersicht der Production, des Arbeiter- und Maschinenstandes der Gewerkschaft Feistritz.

Betriebsjahr

Halb- i Draht und

producte Stiften

Meter-Centner

Maschinen

Arbeiter­

stand

Betriebskraft, ausgedrückt in HP

Stiften­

fabrik

Draht-

züge

Weberei

i83g

1-556

1.008

12

Wasserkraft von 8 HP

C*

00

8.000

8.3oo

21

105

200

Dampfkraft von 40 HP Wasserkraft » 104 HP

Summe 144 HP

1881

11.501

12.000

21

355

640

281

Wasserkraft von 260 HP

1894

12.970

17.OOO

59

28

36o

Wasserkraft von 38o HP

22g