Im Jahre 1876 gelangten die oberhalb Thörl gelegenen Hammerwerke Wappenstein käuflich in den Besitz des Johann Pengg, und wurden dortselbst zwei Lancashire-Feuer zur Erzeugung von Rohzaggeln für das Walzwerk in Margarethenhütte, ferner die Hämmer zur Erzeugung von Pflug- und Zeugwaare ausgenützt.

In diese Zeitperiode, während welcher Johann Pengg, der Vater des heutigen Besitzers, durch fünfzehn Jahre Präsident der Leobner Handelskammer war, fallt im Jahre 1877 die Erhebung desselben in den Adelsstand mit dem Prädicate «Edler von Auheim», welche Auszeichnung in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Eisen-Industrie Steiermarks erfolgte; später wurde demselben der Franz Josef-Orden verliehen.

Im Jahre 1879 wurden dann die maschinellen Einrichtungen in den Drahtzügen verbessert und vermehrt, für mittlere und feine Drähte Mehrfachzüge aufgestellt und dadurch die Leistungsfähigkeit erhöht; auch wurden an Stelle der bisher in Verwendung gestandenen Wasserräder Turbinen eingebaut.

Im Jahre 1882 kaufte Johann von Pengg das unterhalb Margarethenhütte gelegene, ausser Betrieb gestandene Sensenwerk in Einöde, und wurde dortselbst im Jahre 1887 eine Fabrik zur Erzeugung von mit Maschinen ge­schmiedeten Hufnägeln errichtet und diese mit dem Titel Hansenhütte bezeichnet. Diese erste steiermärkische Hufnägelfabrik erfreut sich wegen ihres Erzeugnisses des besten Rufes.

Im Jahre 1889 wurde eine Reconstruction des Draht- und Feineisenwalzwerkes in Margarethenhütte vor­genommen, so dass dasselbe in Bezug auf Einrichtung und Kraft vollkommen den Anforderungen der Neuzeit entspricht.

Am 15. Mai des darauffolgenden Jahres ging Johann v. Pengg mit Tod ab, und trat der einzige Sohn des­selben Hans v. Pengg den Besitz an, welcher, nachdem er die k. k. Bergakademie in Leoben als ordentlicher Hörer mit bestem Erfolge absolvirt hatte, zur weiteren Ausbildung in hervorragenden rheinischen und westfälischen Hütten­werken in praktischer Verwendung stand.

Seit diesem Besitzantritte wurden fort und fort Verbesserungen und Vergrösserungen in allen Betriebsstätten vorgenommen und ergab sich die Nothwendigkeit, wegen Erhöhung der Erzeugung im Walzwerke um mehr als das doppelte Quantum, neben dem Frischhüttenbetriebe eine Puddelhütte zu erbauen, welche im Jahre 1894, nach Inbetriebsetzung der Localbahn KapfenbergAuSeewiesen, zu arbeiten begann.

Die Erzeugung von Pflugwaare im Hammerwerke Wappenstein wurde um das Vierfache vermehrt, was durch Aufstellung von kräftigen Kaltscheeren und Pressen, sowie durch ganz moderne Ofenherstellungen ermöglicht wurde.

Der Absatz an feinen Blumendrähten nach dem Auslande hat sich im Laufe der letzten Jahre derart gehoben, dass die Drahtzüge in Thörl den Anforderungen nicht mehr genügen konnten, der gegenwärtige Besitzer fand sich deshalb veranlasst, ein nach seinen Entwürfen erworbenes Patent für Mehrfachzüge auszunützen und erbaute zu diesem Zwecke an Stelle des mit dem Ankäufe in Thörl ausser Betrieb gestandenen Hammerwerkes in Au im Jahre 1896/97 einen sehr leistungsfähigen Feindrahtzug (Josefinenhütte), welcher ausschliesslich für den Export arbeitet.

Seit Jänner 1898 hat die Firma ein Radwerk in Vordernberg pachtweise erworben, welches selbe in eigener Regie betreibt, und in welchem das Holzkohlenroheisen für die Betriebe in Thörl erzeugt wird.

Im gegenwärtigen Jahre (1898) wird ferner ein neu erworbenes, bedeutendes Gefälle oberhalb Thörl für eine elektrische Kraftübertragung in die Thörler Werke nutzbar gemacht.

Dem steten Vorwärtsstreben der hier genannten drei Generationen der Familie Pengg ist es nun zu danken, dass die Firma Joh. Pengg, welche im Alleinbesitze des Hans v. Pengg ist, heute folgende Betriebsstätten auf­weist: 1 Puddelwerk in Thörl, 1 Frischwerk in Thörl, 1 modernes Feineisen- und Drahtwalzwerk Margarethenhütte in Einöde, Drahtfabriken in Thörl, Feindrahtfabrik Josefinenhütte in Au, Hufnagelfabrik Hansenhütte in Einöde, Pflugwaarenhämmer in Wappenstein, Radwerksbetrieb in Vordernberg.

Diese Betriebsanlagen werden fast ausschliesslich mit Wasserkraft und nur zum geringen Theile mit Dampf­kraft betrieben. Die vorhandenen Betriebskräfte beziffern sich auf rund 1200 HP.

In den Betrieben sind 20 Beamte und rund 450 Arbeiter beschäftigt. Für die Beamtenschaft und für die Arbeiter sind hübsch gebaute Wohnhäuser errichtet, sowie auch für Wohlfahrtseinrichtungen, Badehäuser etc. Vor­sorge getroffen ist. Die Unternehmung besitzt eine eigene Betriebskrankencasse und einen eigenen Werksarzt.

Die Betriebsstätten, sowie die Kanzleien und Wohnhäuser sind elektrisch beleuchtet, hell und luftig gebaut. Die stete Fürsorge für Beamte sowie Arbeiter, welche die Besitzer allzeit an den Tag legten, hat ein schönes Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer begründet, welches auch der Ansturm der socialistischen Be­wegung bis heute nicht zum Wanken zu bringen vermochte.

Getreu den Intentionen seiner Vorfahren, immer auf eine vorzügliche Qualität der Erzeugnisse hinzuarbeiten, wendet auch der gegenwärtige Besitzer der Unternehmung derselben seine grösste Aufmerksamkeit zu, und erfreuen sich daher seine Erzeugnisse, sowohl im In- als auch im Auslande, thatsächlich des besten Rufes, so dass wohl, angesichts der günstigen natürlichen Verhältnisse (Nähe des Erzberges, Vorhandensein bedeutender Wasserkräfte, sowie genügender Holzkohle) auch für die Zukunft eine gesunde Entwicklung erwartet werden darf und es gewiss ist, dass der heute bestehende Export an Drähten, Hufnägeln und Pflugwaaren nach Deutschland, den Donau­ländern und Serbien bei einigermaassen günstigen politischen Verhältnissen erhalten bleiben wird; auch der gute Ruf im Inlande, insbesondere in Schrauben und Webedrähten, sowie Möbelbandeisen, Zain- und Hufstabeisen, wie auch in Hufnägeln und Pflugwaaren, dürfte nie eine Einbusse erleiden.