Arbeitsmaschinen und Werkstücke, Transmissionen, Winden und Krahne, und an allen Ecken und Enden herrscht eine unausgesetzte Geschäftigkeit. Jeder Arbeiter ist auf eine einzelne Leistung eingeübt und verrichtet diese schnell und geschickt.

Hier sehen wir die Roh- und Hilfsmaterialien aufgestapelt, dort die Modelltischlerei, hier die Formerei mit vielen sinnreichen Doppelformmaschinen, alle nach den neuesten Fortschritten der Technik construirt, dort die Giesserei, die Schleiferei und die Polirwerkstätten, die Emaillirräume, die Montirung und Appretur. Hier sind die Fertigmacher beschäftigt, welche einerseits die letzte Hand an die Waare legen, andererseits sie nach Güte und Ausführung sortiren und für den Versandt bereit machen. Schliesslich sind noch das Zeichenbureau und die Kanzleien, das Directionsgebäude und Beamtenhaus zu erwähnen. Die Beleuchtung versorgt eine eigene Gasfabrik, mehrere Räumlichkeiten sind auch elektrisch beleuchtet.

In den Werken werden vornehmlich Gusswaaren hergestellt, die mannigfaltigsten Artikel: Gitter und Grabkreuze, Sparherde und Oefen, sowie deren Bestandtheile, Ofentöpfe und Kochkessel in allen Dimensionen, Pferdekrippen, Wasserleitungsgegenstände aller Art, sinnreich eingerichtete Closets aus einem Gusstücke, Clavier- stimmstöcke, Heizrohre, Kühlvorrichtungen und vielerlei Anderes, insbesondere aber auch Geschirre, aussen getheert oder blau emaillirt, und Gussgeschirr, einfach und doppelt emaillirt. So finden wir hier eine grosse Anzahl sogenannter Kleinwaare, die aber in grosser Menge erzeugt wird und ihren guten Markt findet. Dabei werden schwere Gusstücke, appretirte Waaren und ganze Maschinen hergestellt. Früher wurden auch landwirth- schaftliche Maschinen gemacht, theilweise noch jetzt.

Das Absatzgebiet erstreckt sich weit hinaus, für die Hauptmasse ist es Wien; Specialartikel gehen so­gar nach Indien. Sobald der Absatz eines Artikels zurückzugehen schien, wie dies in jeder Industrie vorkommt, so dass sich dessen Erzeugung nicht mehr lohnte, wurde sofort und stets mit richtigem Blicke, durch Einführung eines neuen, entsprechender Ersatz geschaffen und dafür gesorgt, dass die Werke immerfort gleichen Schritt hielten mit den Fortschritten der Neuzeit. Den jeweiligen Bedürfnissen und einer allenfalls geänderten Geschmacks­richtung wurde jederzeit Rechnung getragen, so dass sich die Werke von ihrem kleinen, bescheidenen Anfänge von Jahrzehnt zu Jahrzehnt langsam, aber stetig hoben und besonders in den letzten drei Decennien in jeder Beziehung die zielbewusste Leitung zeigen, der sie ihren gewaltigen Aufschwung verdanken. In der jüngsten Zeit traten alle paar Jahre immer wieder neue Erzeugungsgegenstände hinzu. Und kostete es auch manche An­schaffung oder Einführung einer neuen Technik: die Einsicht des Besitzers war den nothwendigen Neuerungen jedesmal zugänglich, worauf man mit kundiger Hand zur Ausführung schritt.

Stundenlang könnte man auf der Anhöhe hinter Sedletz zubringen und auf das bunte, vielbewegte Leben und Treiben in den Werken hinabsehen und dann den Blick hinausschweifen lassen in die Gegend flussab- oder flussaufwärts, und immerfort sind Auge, Geist und Gemüth angeregt durch die bunte Mannigfaltigkeit des Gesehenen, durch die zahlreichen Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, die hier allerorten wachgerufen werden; selbst in die prähistorische Zeit werden wir zurückgeführt, und durch manche historischen Ereignisse, die sich hier zugetragen, werden vor unserem geistigen Auge die Zeiten des Mittelalters aufgerollt und die folgenden Jahrhunderte bis zum Schlüsse des neunzehnten, das die Gegend in einem vielfach anderen Gewände zeigt.

Zum Abschied werfen wir noch einen Blick in die weite Runde. Die Landschaft ist freilich nicht mit besonderen Reizen ausgestattet, aber lieblich, anmuthig, freundlich, zumal im Wechsel der Jahreszeiten. Die Fluren bieten eine schöne Abwechslung für das Auge, längs der Strassen und Wege ziehen sich Alleen ertrag­reicher Obstbäume dahin. Friedlich liegen sie da, die üppigen Getreidefelder, die grünen Wiesen und gelblichen Weiden und im Hintergründe schattiger Wald. Dort unten braust der Luxuszug WienCarlsbad vorbei und keuchen die zahllosen Lasten-, besonders Kohlenzüge auf den eisernen Schienen dahin, wo einst auf der Strasse die langen Reihen der Frachtwagen mühselig einherknarrten. Aufsteigender Rauch macht bis an den fernen Horizont die Stellen sichtbar, wo sich moderne Industrie festgesetzt hat.

Dort vorne die Metropole von Westböhmen, Pilsen, die zweitgrösste Stadt in Böhmen, ein wirthschaftlicher Mittelpunkt von immer wachsender Bedeutung, die 66.000 Einwohner hauptsächlich beschäftigt mit Handel und Gewerbe in grossen Fabriken, die zum Theil Weltruf haben. Aber unwillkürlich denken wir bei der Nennung jenes Namens auch daran, dass es auf dem Rathhause zu Pilsen war, wo der letzte Act der grossen Wallen- stein-Tragödie begann. Näher zu uns streift der Blick auf der Höhe der Homolka den festungsähnlichen Bau des Pilsener Wasserwerkes mit dem grossen Reservoir. Gleich rechts vorne liegt Pilsenetz oder Altpilsen, von wo die Gründung Pilsens ausgieng. Bis hieher reicht die Herrschaft Stiahlau des Grafen Waldstein. Nicht weit von dem letzten gräflichen Meierhofe steht die uralte Peterskapelle, die, aus den ersten Zeiten nach der Einführung des Christenthums in Böhmen stammend, uns also an längst entschwundene Jahrhunderte gemahnt. In die romantische Ritterzeit und die der kriegerischen Ereignisse darnach versetzt uns der Anblick der Burgruine Radina. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist ebenfalls Eigenthum des Grafen Waldstein. Selbst weithin sichtbar, bietet sie auch von ihrem reckenhaften Wartthurm eine schöne Rundschau über fruchtreiches Hügelland mit einer Unzahl von Dörfern, bis sich der Blick in den bläulichen Bergen des Böhmerwaldes verliert. Hier herauf sprengten reisige Ritter, unten vorbei zogen die Schaaren der Hussiten, marschirten die grossen Söldnerheere, trabten die Dragoner und Kürassiere Albrechts von Wallenstein, des Herzogs von Friedland. Stolz schaut die Burg noch jetzt auf das Thal hinab, denn jede Macht brach an der Festigkeit der Mauern und dem Heldenmuth ihrer Vertheidiger.