ALEXANDER MARCUS BESCHORNER

K. U. K. HOF-METALLWAARENFABRIKANT

WIEN.

lexander Marcus Beschorner, zu Lewa in Ungarn geboren, verlor frühzeitig seine Eltern und kam als verwaister neunjähriger Knabe zu einem Verwandten nach Mähr.-Schönberg, woselbst er später das Spänglerhandwerk erlernte.

Von mächtigem Wandertriebe erfasst, reiste er durch Deutschland, Frankreich und kam selbst nach Afrika, von wo er nach vielen Mühseligkeiten nach Europa zurückkehrte und durch Italien, Spanien und die Schweiz nach Jahren wieder in seine Heimat gelangte; dortselbst gelang ihm die Er­findung der fabriksmässigen Herstellung von Metallsärgen, und hiemit trat der entscheidende Wendepunkt in seinem Leben ein.

Er gründete im Jahre 1860 in Wien eine kleine Fabrik, welche in kurzer Zeit einen rapiden Aufschwung nahm, so dass er gezwungen war, sich mit einem Compagnon zu verbinden, mit welchem er dann eine Metallwaaren- fabrik im grossen Stile errichten konnte; im Jahre 1865 kam es zur Etablirung einer gleichen Fabrik in Berlin.

Die erforderlichen Maschinen wurden nach seinen Modellen gebaut, was ihn bestimmte, in Verbindung mit der bereits bestehenden Fabrik auch eine Eisengiesserei einzurichten. Es häufte sich nun Erfolg auf Erfolg. Die Pariser Weltausstellung 1867, die er beschickte, brachte ihm hohe Anerkennung; auch zeichnete ihn Napoleon III. wiederholt persönlich aus.

Im selben Jahre wurde ihm die décorative Ausschmückung der Logen- und Galleriebrüstungen im neuen Wiener Opernhause übertragen, welche auf seinen Vorschlag in Metall ausgeführt wurden und ihm in diesem Fache einen Specialruf verschafften.

Nun folgte eine Reihe hervorragender Arbeiten bei den wichtigsten Bauten, unter anderen bei den Stadt­theatern in Pressburg und Szegedin, dem Deutschen Theater in Prag und jenem in Odessa, dem Cirkus Busch in Wien, dem Somossy-Orpheum in Budapest, ferner für das Deutsche Volkstheater, Raimundtheater und Etablisse­ment Ronacher in Wien, ebenso für das Lustspieltheater (Vig szinhäz) in Budapest und die Landestheater in Agram und Kecskemet. Für das k. k. Hof-Burgtheater lieferte er sämmtliche décorative Metallarbeiten, sowie die Verkleidungen der Logen- und Galleriebrüstungen und auch den grossen Luster, welcher zur Zeit der grösste elek­trische Beleuchtungskörper ist, stammt aus seiner Fabrik. Ferner sind anzuführen die 14 Weyrischen Karyatiden und die von Tilgner modellirten Posaunenbläser im k. k. Hof-Burgtheater, endlich die 16 grossen Luster im Fest­saale des Wiener Rathhauses. Alle diese ebengenannten Werke sind vollwichtige Proben des Beschornerschen Etablissements, welches auch bei den Bauten des kaiserlichen Lustschlosses in Lainz und denjenigen des Erzherzogs Wilhelm in Baden, sowie des Palais «New York» in Budapest hervorragend betheiligt war.

Mit der Ornamenten- und Bronzegussfabrication ging zugleich die Ausführung von Sarkophagen als Spe- cialität der Firma in gleicher Bedeutung fort und stehen ihre hervorragendsten Erzeugnisse in der Gruft des kaiser­lichen Hauses bei den hochwürdigen PP. Kapuzinern in Wien.

Der gute Ruf, den das Etablissement Beschorners auch ausserhalb Wiens geniesst, häufte namentlich die Zahl der Aufträge, die aus Ungarn einliefen, so dass A. M. Beschorner gezwungen war, nunmehr auch in Budapest eine Kunsterzgiesserei zu errichten, deren Leistungen zu den besten der Gegenwart gehören. Aus der Budapester Filiale gingen unter Anderem hervor das König Ladislaus-Monument für Grosswardein, das Arany- Denkmal und das 8 m 2 grosse Kolossalrelief Szechenyis in der Akademie der bildenden Künste und Wissenschaften in Budapest, das Szepessy-Denkmal in Fünfkirchen und jenes für Klapka in Komorn, ferner der grosse Kranz am Honveddenkmale in Budapest, die Grabdenkmäler für Andrassy, Baros, die Fontaine lumineuse bei der Budapester und Wiener Ausstellung, die grossen Brunnen in Pressburg und im Café «New York» in Budapest, ausserdem eine grosse Anzahl Büsten von Mitgliedern des Kaiserhauses und berühmter Persönlichkeiten.

Das Meissl-Monument, welches gegenwärtig eine der grössten Zierden des Centralfriedhofes in Wien ist, beschäftigte den Firmainhaber bis in die letzten Tage seines Lebens; es war dies sein letztes Werk.

Besonders erwähnenswerth ist die Herstellung der zehn in Kupfer getriebenen, 4-20 m hohen Victorien für die neue Hofburg Sr. Majestät, welche dem Etablissement einen Weltruf verschafften. Die Aufstellung derselben hat Beschorner nicht mehr erlebt; er starb am 3 i. October 1896. Alexander Marcus Beschorner war Ritter des Franz Josef-Ordens, Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes und der grossen goldenen Salvatormedaille.

Das Beschornersche Etablissement wird von dem Sohne des Verstorbenen, Herrn Alexander Mathias Be­schorner, in dessen Intentionen weitergeführt.

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