DAVID FANTO & COMP.

MINERALÖL-, PARAFFIN-, CERESIN- und KERZEN-FABRIK

PARDUBITZ.

as Jahr 1889, in welchem die Pardubitzer Fabrik erbaut wurde, fallt in eine für die Entwickelung der österreichischen Erdöl-Industrie bedeutungsvolle Epoche. Die Zeit, da nahezu der gesammte Bedarf der Monarchie an raffinirtem Leuchtöl, Maschinenschmierölen und Paraffin durch ausländische Productions- stellen gedeckt werden musste, war zwar seit kurzem insoweit vorüber, als doch wenigstens die Raffinirung der Rohöle zum grossen Theile schon in inländischen Fabriken vorgenommen wurde, während es vordem an energischen und erfolgreichen Versuchen nach dieser Richtung fast vollständig gemangelt hatte; das Rohproduct selbst aber wurde noch immer vorwiegend aus dem Auslande beschafft, da die zu jener Zeit in Galizien geförderten Rohölquantitäten circa 800.000 Metercentner jährlich bei weitem nicht ausreichten, um den der Erzeugung des in der Monarchie consumirten Leuchtpetroleums entsprechenden Rohölbedarf zu decken.

Die Thätigkeit der Pardubitzer Raffinerie beschränkte sich in den ersten Jahren ihres Bestandes, gleichwie jene der meisten übrigen Fabriken, auf die Verarbeitung des aus dem Kaukasus importirten sogenannten Kunstöles, welches, obschon zum allergrössten Theile vollkommen raffinirtes Erdöl enthaltend, durch Beimischung von 10% Petroleumrückständen oder Rohöl zuweilen sogar von Schmieröldestillaten ein unraffinirtes Product, also Rohöl, darstellt und als solches einem ungemein niedrig bemessenen Einfuhrzölle unterliegt. Da nun die Ausscheidung der dem bereits raffinirten Producte nachträglich zugesetzten Bestandteile im Wege einfacher Destillation erfolgt, bei welcher unter Zugrundelegung eines Destillationsverlustes von 45% das ursprünglich in dem Gemenge enthalten gewesene Leuchtölquantum von circa 90% wiedergewonnen wird, so dass bloss circa 58% Rückstände zur Verarbeitung auf Maschinenöle restiren, war der Betrieb der Petroleum-Raffinerien zur Zeit der Verwendung des Kunstöles ein äusserst einfacher, und erst das ausserordentliche und rapide Anwachsen der galizischen Rohöl- production führte in dieser Industrie eine umwälzende Aenderung herbei.

Die Exploitirung der galizischen Petroleumfelder nahm immer ausgedehntere Dimensionen an und setzte die inländischen Raffineure in Stand, immer grössere Rohölmengen aus den heimischen Productionsquellen zur Ver­arbeitung zu bringen.

Die Pardubitzer Fabrik war eine der ersten, welche die Bedeutung und die Zukunft der galizischen Production erkennend alsbald mit zielbewusster Energie daran gieng, die Verarbeitung des einheimischen Roh- productes in grossem Stile aufzunehmen und den Fabriksbetrieb in der durch die Beschaffenheit des Materials bedingten Weise und Ausdehnung auszugestalten und zu vervollkommnen.

Während, wie erwähnt, das Kunstöl ein Rendement von 90% Leuchtöl bietet, hat das galizische Rohöl einen Gehalt von bloss circa 50% Leuchtöl und circa 45°/ 0 Rückständen, und dieser chemischen Beschaffenheit des nun zur Verarbeitung gelangenden Materiales musste nach zwei Richtungen durch Umgestaltung der Fabricationsmethode Rechnung getragen werden. Zunächst machte die Gewinnung des Leuchtöles aus dem galizischen Rohöle ein ungleich schwierigeres und complicirteres Destillations- und Raffinationsverfahren nothwendig als vordem. Ferner, und ins­besondere bei der im galizischen Rohöle enthaltenen hohen Menge von Rückständen, musste naturgemäss auch auf die rationelle und lucrative Verarbeitung dieser Bestandtheile Bedacht genommen werden, um den zufolge des geringeren Leuchtölrendements entstehenden Ausfall zu paralysiren und sohin die Prosperität des Unternehmens zu sichern, welche durch die Concurrenz derjenigen Fabriken in Frage gestellt war, denen die ihnen durch den fortgesetzten Bezug und die Verarbeitung des russischen Kunstöles gebotenen so erheblichen Vortheile nach wie vor gesichert geblieben waren.

Die zufolge der geschilderten Verhältnisse nothwendig gewordene Umgestaltung und Erweiterung der Pardu­bitzer Mineralöl-Raffinerie wurde sonach in rascher Folge durchgeführt. Das Fabriksterrain wurde wesentlich erweitert; es entstanden grosse Neuanlagen von Dampfkesselhäusern, Petroleum- und Oeldestillations-Anlagen, und in weiterer Consequenz mussten auch alle für Manipulations- und Lagerzwecke dienenden Fabriksräumlichkeiten eine beträchtliche Vergrösserung erfahren. Des ferneren wurde die Maschinenanlage entsprechend reconstruirt und erweitert, um eine rationelle Gewinnung der Nebenproducte, als Benzin, Maschinenöle, Paraffin, Vaseline, Coaks und Asphalt, zu ermöglichen.

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