Die schwierige Lage der Raffinir-Industrie drängte zu einem Einverständnisse der Raffinerien untereinander, zu einer Auftheilung des Inlandconsums. 1892 kam ein Contingentübereinkommen zustande, das die Raffinerie Mary ampole auf die Erzeugung von 57.000 Metercentner Raffinade pro Jahr einschränkte.

Diese durch 5 Jahre aufrecht erhaltene Productionsbeschränkung führte naturgemäss zur Errichtung von Concurrenzunternehmungen, während die Raffinerie Maryampole in ihrer weiteren Entwickelung und Ausgestaltung gehemmt war.

Im Jahre 1895 wurde die Raffinerie mit den Oelwerken und den mechanischen Werkstätten der Firma Berg­heim & Mac Garvey an die mit einem volleingezahlten Actiencapitale von 10,000.000 Kronen gegründete Galizische Karpathen-Petroleum-Actiengesellschaft übergeben, deren Verwaltung in Voraussicht der Kampfperiode, welche der Auflösung des Carteils folgen würde, zu einer umfassenden Erweiterung der Raffinerie schritt.

In erster Linie wurde durch entsprechende Wasserbauten am Ropaflusse eine constante Wasserkraft von 100 Pferdekräften erzielt, welche durch eine grosse Turbine zum Antriebe eines Wechselstrom-Generators benützt und mittelst Hochspannungsleitung (2200 Volt) nach der circa 2 Kilometer entfernten Raffinerie geleitet wird.

Ursprünglich nur zum Betriebe der mechanischen Werkstätte und zur Beleuchtung der Raffinerie verwendet, wird die elektrische Anlage der Fabrik seit 1896 auch zum Antriebe der neu erbauten Paraffinfabrik benützt. Dieselbe besteht nunmehr aus einer grossen Primärmaschine zu 25 Ampère, drei Elektromotoren, drei Transformatoren und einer Dynamomaschine.

Die elektrische Kraftübertragung (die erste in Galizien erbaute) functionirt tadellos.

Die Destillation wurde durch den Bau einer neuen Anlage mit continuirlichem Betriebe und durch Erweite­rung der alten discontinuirlichen Destillationsanlage zu so hoher Leistungsfähigkeit gebracht, dass nunmehr jährlich leicht 1,000.000 Metercentner Rohöl verarbeitet werden können.

In der continuirlichen Destillationsanlage passirt das Rohöl, mittelst eines Pumpwerkes in ununterbrochenem Laufe erhalten, fünf Vorwärmerkessel mit je 300 Hektoliter Inhalt, sechs mit Residuen geheizte, 500 Hektoliter fassende Rohölkessel, weiters vier unter Vacuum gehaltene Schmierölkessel à 200 Hektoliter Fassungsraum, um schliesslich zu dem Coakskessel zu fliessen. Dieser Apparat stellt das vollkommenste, derzeit im Betriebe befindliche Destillationssystem dar, bei welchem die producirte Wärme nach Möglichkeit ausgenützt und im Wechselspiele das zu erwärmende Rohöl gleichzeitig zur Kühlung dient.

Da das zeitraubende Abkühlen vor dem Entleeren des Rückstandes und Füllen des Kessels mit kaltem Rohöle vermieden wird, so erklärt sich die Leistungsfähigkeit dieses Systems, die vierfach grösser ist, als die einer gleich­grossen discontinuirlichen Anlage.

Die Gleichmässigkeit, mit welcher der Destillationsprocess sich vollzieht, verbürgt die Gewinnung tadelloser Quali­täten, die zum Theile auch der in der ganzen Anlage zur Verwendung kommenden Feuerungsmethode zu danken ist.

An sich nahezu werthlose Rückstände der Destillation und Raffination werden durch eine Dampfschlange in einem hochgestellten Reservoir in flüssigem Zustande erhalten, durch Röhren von Feuerung zu Feuerung geleitet und mittelst Dampf durch einen einfachen Zerstäubungsapparat fein vertheilt in den Feuerungsraum gebracht.

Die im Vergleiche zur Kohle an sich höhere Heizkraft des verbrannten Kohlenwasserstoffes, die vollkommene Verbrennung dieses Rückstandes zu Kohlensäure und Wasserdampf, insbesondere aber die Möglichkeit, die Feuerung durch eine einfache Hahnstellung nach Bedarf reguliren zu können, macht diese Feuerungsmethode zur rationellsten für die Petroleum-Industrie.

Nebst der Einführung der continuirlichen Rohöldestillation wurde auch die discontinuirliche Rohöldestillation erweitert, so dass gegenwärtig acht grosse Kessel im Gange sind.

Die discontinuirliche Schmieröldestillation, welche gleich der continuirlichen unter Vacuum arbeitet, das von zwei grossen Vacuumpumpen gehalten wird, besteht derzeit aus sechs Kesseln à 200 und drei Kesseln à 100 Hektoliter Fassungsraum.

Eine Benzinrectificationsanlage mit zwei Colonnenapparaten vermag täglich 600 Hektoliter Rohbenzin zu ver­arbeiten.

Drei grosse Petroleumagitatoren à 1000 Hektoliter, sechs Schmieröl-Säure- und zehn Schmieröl-Laugenagitatoren à 250 Hektoliter Fassungsraum dienen zur Raffination.

Zehn Bleicher mit einem Fassungsraume von 10.000 Hektolitern dienen zur Klärung der Fabrikate und 108 grössere und kleinere Reservoirs mit einer Capacität von über 300.000 Hektolitern als Lagerräume für Rohöl, Haib­und Ganzfabrikate.

Der grösste Theil der Reservoire ist nach dem Systeme W. H. Mac Garvey in die Erde gegraben und mit zweifacher, durch gestampfte Lette gedichteter Holzverkleidung ausgestattet, welche mit dem Vorzüge billiger Herstellungskosten noch den Vortheil sicherer und kühlgehaltener Lagerung des Inhaltes verbindet.

Die Röhrenleitungen, welche den Fabriksraum in seiner Gänze durchziehen, belaufen sich auf viele Kilo­meter; durch diese wird mittelst 23 Dampfpumpen verschiedener Grösse Rohöl und Fabrikat befördert.

Acht grosse Dampfkessel liefern den nöthigen Dampf für die Destillation und den Pumpenbetrieb, sowie zur Bedienung dreier Reserve-Dampfmaschinen von 100 Pferdekräften, welche theilweise auch zur Unterstützung der verwendeten elektrischen Kraft im Betriebe der mechanischen Werkstätte und der Paraffinfabrik herangezogen werden. Als zur maschinellen Ausstattung gehörig sind noch drei Benzinmotoren zu nennen.

Die Paraffinfabrik enthält eine Kohlensäure-Kühlanlage mit zwei Compressoren und vorläufig vier Monstre- Filterpressen, sowie vier grosse hydraulische Pressen, doch befinden sich weitere neun Monstre-Filterpressen und vier hydraulische Pressen bereits im Baue, so dass die Leistungsfähigkeit der Paraffinfabrik binnen kurzer Zeit so weit erhöht sein wird, um täglich 500 Hektoliter Paraffinöl verarbeiten zu können.

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