TRIESTER MINERALÖL-RAFFINERIE

TRIEST.

ls im Jahre 1891 der Freihafen von Triest aufgehoben wurde, suchten die maassgebenden Factoren die dadurch herbeigeführte Schädigung des dortigen Platzes durch gesetzlich gewährte Begünstigungen neu zu errichtender industrieller Etablissements zu compensiren. Dies liess unter Triester Capitalisten die schon lange gehegte Idee zur Gründung einer grossen Petroleum-Raffinerie so weit reifen, dass sich noch im selben Jahre eine Actiengesellschaft mit einem Gründungscapitale von einer Million Gulden constituirte.

Der Bau der Fabrik wurde sofort in Angriff genommen, und schon im Juni des Jahres 1892 konnte das neue Unternehmen, welches sich seither zu einem blühenden Zweige der heimischen Petroleum-Industrie gestaltete, dem Betriebe übergeben werden.

Südlich von Triest, in der schönen Bucht von Muggia gelegen und an das Petroleum-Freigebiet von San

Sabba angrenzend, erstreckt sich die Fabrik längs des Meeres, bei einer Längenausdehnung von 1 Kilometer, über

einen Flächenraum von ungefähr 30.000 Quadratmetern. Sie ist durch ein Industriegeleise mit der Station San Sabba der k. k. Staatsbahnen verbunden, während eigene Rohrleitungen das zur See in Cisternendampfern anlangende Rohöl von den in obgenanntem Freihafen befindlichen Anlegeplätzen in das Fabriksterrain bringen.

Wenn wir dasselbe betreten, gelangen wir zuerst zu der im Freigebiete befindlichen Anlage. Diese besteht aus zwei grossen, je 25.000 Metercentner und zwei je 12.000 Metercentner fassenden Reservoirs zur Unterbringung unverzollter Waare und aus dem Waghaus, wo das ausländische Rohöl unter zollamtlicher Controle in zwei grossen Caissonwagen k 20.000 Kilogramm Tragfähigkeit gewogen und als verzollte Waare über die Freigebietsgrenze nach dem eigentlichen Fabricationsbereiche in andere drei je 12.000 bis 15.000 Metercentner fassende Reservoirs geleitet wird.

Von hier gelangt das Rohöl durch Rohre zur Destillationsanlage, welche aus sieben grossen Destillirkesseln für die Benzin- und Petroldestillation, aus acht kleineren für die Schmieröldestillation, ferner aus Vorwärmern, Dampf­überhitzern und der entsprechenden Anzahl von Kühlern besteht und täglich 2000 Metercentner Rohöl zu verschie­denen Destillationsproducten zu verarbeiten vermag.

Die Petroleum-Destillate werden in zwanzig je 1000 Metercentner fassende Reservoirs gesammelt und sodann einer gründlichen und sorgfältigen Raffination unterworfen. Zu diesem Zwecke werden sie in zwei Mischgefasse von je 1000 Metercentner Gehalt gepumpt und hier zuerst mit concentrirter Schwefelsäure in der Weise behandelt, dass das Oel durch Luftagitation ins Wallen und zu einer innigen Mischung mit-der Säure gebracht wird. Das nunmehr gesäuerte Destillat wird sodann durch Auswaschen mit Wasser von der anhaftenden Schwefelsäure und den rück­ständigen Brandharzen befreit, worauf es durch Zusatz von Natronlauge wieder vollkommen entsäuert wird. Die Lauge und die ausgeschiedenen Seifen setzen sich nach Abstellung des Mischens zu Boden und werden abgelassen. Nun wird das Oel wiederholt mit Wasser gewaschen, sodann durch verschiedene Filteranlagen geleitet, von welchen es, vollständig entwässert und gereinigt, in verschiedene, je 6000 Metercentner fassende Reservoirs gepumpt wird.

Einer ähnlichen Behandlung wird das als Product der Petroleum-Destillation gewonnene Rohbenzin in einer separaten kleineren Anlage unterzogen.

Die in den Petroleum-Destillirblasen verbleibenden Rückstände werden in die Schmieröl-Destillationsanlage abgeleitet, hier bei wesentlich verstärkter Heizung destillirt und die Destillate, je nach ihrer Beschaffenheit, in zehn je 500 Metercentner fassende Reservoirs gesammelt. Mittelst Pumpen werden nun diese Oele in die Schmierölanlage befördert, wo sie der chemischen Reinigung unterworfen werden. Die fertigen, vollkommen neutralen Oele gelangen sodann als Solar-, Putz-, Spindel-, Maschinen-, Cylinder-, Turbinen- und sonstige Special-Oele, die Rückstände dieser Destillation als Vulcan-, Blau-, Grün- und Gas-Oele in 24 insgesammt circa 20.000 Metercentner fassende Reservoirs versandtbereit zur Aufbewahrung.

Ein eigenes Pumpenhaus beherbergt 16 grössere und kleinere Worthington-Pumpen, welche durch ein über den ganzen Fabriksbereich theils ober-, theils unterirdisch ausgebreitetes Rohrnetz in der Gesammtlänge von ungefähr 35 Kilometern das Rohöl, die Destillate und die fertigen Producte zum Orte ihrer jeweiligen Verwendung beziehungs­weise Bestimmung befördern und die zur Agitation nöthige Luft unter starkem Drucke in die Mischgefasse treiben.