UNION-BAUGESELLSCHAFT

WIEN.

ie Gesellschaft constituirte sich am 10. December 1871 und begann ihre Thätigkeit unter dem Präsidenten Sr. Excellenz Dr. Leopold Hasner Ritter von Artha mit der Erwerbung und Verbauung eines Theiles der Stadterweiterungsgründe am ehemaligen Paradeplatze gegenüber dem Auersperg-Palais. Zum Zwecke der Parcellirung wurden bedeutende Grundcomplexe in Hernals, Währing und bei der Südbahn nächst der Favoritenlinie erworben.

Um allen Anforderungen der Anfangs der Siebzigerjahre im lebhaften Aufschwünge begriffenen Bau-Industrie in eigener Regie entsprechen zu können, hat die Gesellschaft auch ein Zimmereigeschäft mit Tischlerei, eine Ziegelei und ein Steinmetzgeschäft erworben, beziehungsweise eingerichtet, und ausserdem mehrere Steinbrüche am Leithagebirge käuflich an sich gebracht.

Zur Anlage einer Sommerfrische wurden circa 115 Joch Grundflächen am Kahlenberge angekauft und eine Seilbahn auf den Leopoldsberg hergestellt. Abgesehen von dem Bau von sieben Wohngebäuden für eigene Rechnung, wurde im Jahre 1872 der Bau des neuen Rathhauses, der Akademie der bildenden Künste, sowie der Weltausstellungs­gebäude letztere im Vereine mit einem Consortium in Angriff genommen.

Obgleich die bekannten Ereignisse des Jahres 1873 eine länger andauernde Stagnation auf baugewerblichem Gebiete mit sich brachten, hat die Gesellschaft bei den im Zuge befindlichen Monumentalbauten und einer Reihe von anderen öffentlichen Bauten doch stets ausreichende Beschäftigung gefunden.

Im Jahre 1880 errichtete die Gesellschaft die Tiroler Marmor- und Porphyrwerke in Sterzing und Laas, in welchen eine grosse Anzahl der hervorragendsten Monumente geschaffen, und wodurch die bis dahin gänzlich dar­niederliegende Marmor-Industrie Tirols zu neuem Leben erweckt wurde.

Im Jahre 1897 feierte die Union-Baugesellschaft den 25jährigen Bestand des Unternehmens, während welcher Zeit es ihr vergönnt war, an der baulichen Entwickelung der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in hervor­ragender Weise Antheil zu nehmen.

An grösseren Arbeiten wurden ausgeführt:

I. Monumentalbauten:

Die Baumeisterarbeiten bei Sr. Majestät Hofburg, rechter Flügel gegen den Kaisergarten, am Reichsraths­gebäude in Wien, k. k. Justizpalast in Wien, an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien und für das Rathhaus in Wien.

II. Andere öffentliche Gebäude:

Die Baumeisterarbeiten für die Weltausstellungsgebäude in Wien im Jahre 1873 (im Vereine mit einem Con­sortium), den Weltausstellungspavillon für die landwirthschaftliche Ausstellung 1873 in Wien, die k. k. Staats-Realschule am Volkertplatze im II. Bezirke Wiens, das Gebäude der k. k. pneumatischen Post im VI. Bezirke Wiens, das k. k. Civil- Mädchenpensionat im VIII. Bezirke Wiens, die k. k. Hof- und Staatsdruckerei, III., Rennweg, Wien, die k. k. Landwehr- Cadettenschule im III. Bezirke Wiens, die k. u. k. Infanterie-Cadettenschule im XIII. Bezirke Wiens, die städtischen Wasserwerke und Wasserreservoire im XII. Bezirke Wiens, die vier Gasbehälter im XI. Bezirke Wiens, die Central­station der Wiener freiwilligen Rettungsgesellschaft im III. Bezirke Wiens, das k. k. Kreisgerichtsgebäude und Ge­fangenhaus in Ried, Oberösterreich, die k. u. k. Erzherzog Albrecht-Kaserne in Korneuburg, die städtische Artillerie- Kaserne in Laibach etc. etc.

III. Wohn- und Fabriksgebäude, Villen etc.:

Ein Hôtel, Meierhof und Schweizerhaus auf dem Kahlenberge in Wien, das kaiserliche Jagdschloss im Thiergarten in Lainz, Hôtel Sacher, Assecurazioni generali, I., Bauernmarkt, Wien, Philipp-(Zierer-)Hof, I., Albrechtplatz, Wien, Villa Gustav Baron Springer im XIII. Bezirke Wiens, 41 Wohngebäude für eigene und fremde Rechnung, 6 Fruchtmagazine für die Erste k. k. priv. Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft am Praterquai in Wien, Malzfabrik in Stadlau, Materialdepôt im XVII. Bezirke Hernals, Glashäuser im k. k. botanischen Garten im III. Bezirke Wiens etc. etc.

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