ACKERMANN & MADILE

BETONBAU-UNTERNEHMUNG

KLAGENFURT (KÄRNTEN).

olkswirthe und Techniker sind schon längst darin einig, dass die Zukunft der österreichischen Industrie vor allem von der rationellen Ausnützung der uns von der Natur in Form von Wasserkräften ge­spendeten Schätze abhängen wird. Die bedeutende Arbeitsleistung, welche die Wasserkräfte liefern können, blieb bis vor Kurzem unbenutzt, weil die Gewinnungsstellen derselben weitab von jeder Verkehrs­ader lagen, wodurch die Zufuhr der Rohproducte, wie auch die Verfrachtung der fertigen Erzeugnisse Unsummen hätte verschlingen müssen. Erst durch die epochemachenden Fortschritte auf dem Gebiete der Elektro­technik wurden die Vorbedingungen geschaffen, die entfernt liegenden, bisher unbenützten Wasserkräfte den Industriecentren zuzuführen und daselbst nutzbringend zu verwerthen.

Der mächtige Concurrenzkampf, der überall und ganz besonders auf dem Felde der Industrie entbrannte, be­wirkte im \ r ereine mit der fortschreitenden Vertheuerung der Kohle, dass die Industriellen nach Mitteln und Wegen fahnden mussten, um ihren Etablissements eine annehmbare Prosperität zu sichern; dabei richteten sie naturgemäss auch ihr Augenmerk auf die Erschliessung und Verwerthung der Wasserkräfte.

Die alten Wasserbauten, die, vom heutigen Standpunkte aus betrachtet, kaum Anspruch auf diesen Namen haben, wurden nach und nach entfernt und durch neue, dem modernen Stande der Technik entsprechende Anlagen ersetzt. Nicht in letzter Linie boten die Elementarereignisse der letzten Jahre, welche eine ganze Reihe von alten Wasserbauanlagen vernichteten und viele Industriale ganz oder theilweise unproductiv machten, den zwingenden Grund, mit dem bisherigen System der Wasserbauten zu brechen und neue technische Hilfsmittel zu suchen; aber auch t die Erfolge der Elektrochemie, welche der metallurgischen und chemischen Industrie neue Wege erschlossen, gaben hier einen mächtigen Impuls; ist doch die Existenz und Zukunft dieser Productionszweige nunmehr in den Wasserkräften der Alpenländer gelegen.

Neuartige Anforderungen traten jetzt an die Wasserbauer heran, Anforderungen, w'elche mehr als Durch­schnittswissen, vor allem reiche technische Fachkenntnisse und praktische Erfahrung, voraussetzten. Umso schwieriger werden die zu lösenden Aufgaben, als der Industrielle heutzutage keine Zeit hat, auf die Reconstruction oder die Neuherstellung hydraulischer Kraftanlagen lange zu warten; seine Werksvorrichtungen müssen rasch in Stand gesetzt sein, damit er die jeweilig günstige Marktconjunctur ausnützen und für seine Waare einen preiswürdigen Absatz finden kann.

Bis zum Jahre 1897 bestanden wohl einige Unternehmen, welche sich mit dem industriellen Wasserbau be­schäftigten; sie betrieben denselben jedoch nicht als Specialität und konnten deshalb nicht allen Wünschen und Anforderungen der Industriellen genügen. In der richtigen Erkenntnis dieser Situation, sowie im Bestreben, die eigenen Fachkenntnisse und langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiete des industriellen Wasserbaues auszunützen, vereinten sich im Jahre 1897 Ingenieur Franz Ackermann und Stadtbaumeister Franz Madile zur gemeinsamen Arbeit in dieser Richtung und gründeten die Betonbauunternehmung Ackermann & Madile, wobei sie sich die Pflege der folgenden Specialitäten zur Aufgabe machten: Fundirungen im Allgemeinen, Gasbehälterbassins, Bau von Wehr- und Schleusenanlagen, Turbinenkammern inclusive der Wasser- Zu- und -Ablaufcanäle, sowie complete industrielle Wasserbauten inclusive der hiezu erforderlichen Nebenarbeiten, wie Stollen-, respective Tunnelbau, Flussregulirungen, Brücken, schliesslich complete Fabriksanlagen etc. Die Stadt Klagenfurt wurde deshalb als Sitz des Unternehmens gewählt, weil dieselbe inmitten der österreichischen Alpenländer, wo eben die Wasserkräfte zu suchen und zu finden sind, liegt und auch gute Bahnverbindungen nach allen Provinzen bietet.

Den erfreulichen Aufschwung, welchen die Unternehmung schon zu Anfang ihres Bestehens zeigte, die Würdi­gung, welche die Bestrebungen der Firma allseits fanden, sowie die errungenen Erfolge gaben den Anlass, in Linz eine Vertretung zu gründen, an deren Spitze der in industriellen Kreisen bekannte und best eingeführte Wasserbau­ingenieur Ambros Landthaler steht. Im November 1898 wurde die Firma handelsgerichtlich protokollirt.

Die wichtigsten von der Unternehmung innerhalb der kurzen Zeit ihres Bestandes ausgeführten Arbeiten sind folgende:

1. A. Schuppler, Papierfabrik, Laakirchen bei Gmunden. Einbau eines 2'8o Meter hohen und 98 Meter langen Wehres in die Traun.

2. Oesterreichische Alpine Montangesellschaft, Hütte Donawitz in Steiermark. Bau eines 5-55 Meter hohen Wehres sammt Einlauf- und Sand-Schleuse, Einbau einer Leer-Schleuse sammt Ufermauern im Werkcanal, Fundirungs- pfeiler für die Eisenbahnbrücke über den Vordernbergbach, Hochofenfundamente, Gichtthurmfundamente, vier Cowper Winderhitzerfundamente, Granulirungscanäle sammt Baggerschacht, vier Klärbassins, ein Gebläsemaschinen-

86