wurde er in die Prager Handelskammer entsendet, deren Präsidentschaft ihm in den Jahren 1858 bis 1861 über­tragen war. 28 Jahre lang war er Oberdirector des Buchdruckergremiums; weiter bekleidete er die Ehrenstelle eines Censors der Nationalbank und eines Directors der böhmischen Sparcasse. Dem verstärkten Landesausschusse gehörte er ebenfalls an. Im Jahre 1861 wurde Andreas Haase Edler von Wranau als Abgeordneter der Prager Handels­kammer in den böhmischen Landtag entsendet. Ausserdem wurde er bei vielen Anlässen seitens der Regierung, der Prager Gemeinde und verschiedener Vereine in Commissionen, so unter anderem auch in die Commissionen für die Gemeinde- und Landesordnung gewählt. Auf die meisten dieser Aemter und Würden verzichtete er nach längerer oder kürzerer Amtsdauer freiwillig. Auf dem politischen Schauplatze war er der Gründer und Führer der sogenannten Mittelpartei. Vielfach wurden ihm Auszeichnungen von höchster Seite zu Theil. So wurde ihm im Jahre 1851 der Kaiser Franz Josefs-Orden verliehen, im Jahre 1854 erfolgte, wie bereits erwähnt, seine Erhebung in den Adels­stand; 1862 erhielt er den Titel eines kaiserlichen Rathes und von der Königin von Portugal im Jahre 1844 den Christusorden. Im Jahre 1862 zog er sich vom Geschäfte zurück; am 26. Juli 1864 starb er.

Sein Bruder Gottlieb Haase war geboren 1809. Zunächst stand er der Haaseschen Buchhandlung und Leihbibliothek vor, und als dieser Zweig des Unternehmens durch Kauf an F. A. Credner übergieng, übernahm er die Leitung der Buch- und Steindruckerei, um deren Vervollkommnung er eifrig bemüht war. Er war Präses des Lithographen- und Kupferstechervereines und Mitbegründer der böhmischen Escomptebank. Die Hannoverische Regierung verlieh ihm die Verdienstmedaille des Welfen-Ordens. Nach dem Austritte des Andreas Haase Edlen von Wranau übernahm er am 1. Jänner 1863 die Leitung des ganzen Geschäftes. Im Jahre 1869 trennte er sich geschäft­lich von seinem Bruder Rudolf; 1870 w r urde er in den Adelsstand mit dem Prädicate »Edler von Buchstein« erhoben. 1871 übergab er das Geschäft an die Actiengesellschaft »Bohemia« und starb am 27. Februar 1887 zu Wien.

Rudolf Haase, der jüngste, gleichfalls nicht mehr unter den Lebenden weilende Sohn Gottlieb Haases (geboren 12. August 1811), studirte die Rechte, erlangte das Doctorat und redigirte hierauf in den Jahren 1836 bis 1844 die »Prager Zeitung«, die »Bohemia« und die Monatsschrift »Panorama«. Später übernahm er die Leitung der Schriftgiesserei. Bis zum Jahre 1861 war er Stadtrath, seit dieser Zeit Mitglied der Stadtvertretung etc.

Nach Einfügung dieser biographischen Skizzen sei hier wieder auf die Geschichte der Firma nach dem Hinscheiden des »alten Haase« zurückgegriffen. Als 1826 die Pachtzeit des Buchdruckers Edlen von Schönfeld als Verlegers der »Prager Zeitung« abgelaufen war, übernahmen »Gottlieb Haase Söhne« den Verlag des genannten Amtsblattes. Mit Neujahr 1828 liessen sie ausserdem eine Zeitschrift erscheinen, welche anfangs den Namen »Unter­haltungsblätter« und von Neujahr 1830 den gegenwärtigen Namen »Bohemia« trug. Zeitgemäss ausgestaltet, steht dieses Journal der Firma A. Haase heute unbestritten in der ersten Reihe der deutschösterreichischen Tageszeitungen.

Im September 1835 kauften Gottlieb Haase Söhne das Annakloster Nr. 211-I. und übertrugen hieher aus dem vorhin erwähnten Nebenhause des Kinskyschen Palais ihre Buchdruckerei sammt Zeitungsgeschäft, Papier­niederlage u. s. w. Die dem Aufsatze vorangestellte Abbildung zeigt dieses vormalige »Annakloster« den »Anna- hof«, dessen umfassende Baulichkeiten auch heute noch die Centralstätte des Unternehmens der Firma Haase bilden.

Im »Annahof« gedieh das Geschäft zu seiner bekannten blühenden Entfaltung. 1868 übernahm Gottlieb Haase (Sohn) das Annakloster mit dem ganzen Unternehmen als Eigenthum. Ende 1871 übergieng Haus und Geschäft an die ad hoc gegründete Actiengesellschaft »Bohemia«, welche 1874 auch das Nebenhaus 948I. ankaufte.

Anfangs 1879 übernahm Andreas Haase Edler von Wranau ein Sohn des vorhin erwähnten Andreas Haase Edlen von Wranau und Enkel des Begründers der Firma nach Auflösung der Actiengesellschaft den Annahof mit dem ganzen Unternehmen. Dieser neue Besitzer hatte am 13. April 1842 in Prag das Licht der Welt erblickt. Seine Ausbildung erhielt er in Dresden. 18 Jahre alt, trat er in das Geschäft der Firma Gottlieb Haase Söhne ein. Während der Zeit der Actiengesellschaft war er Director der technischen Abtheilungen gewesen. In seinem Besitze gelangte das Etablissement, für das er am 17. September 1879 die Firma »A. Haase« annahm, zu einer neuen Blüthezeit. Die Erwartungen, mit denen die neue Aera des Haaseschen Unternehmens von allen Angehörigen und Freunden des Hauses begrüsst wurde, erfüllten sich in jeder Richtung. Leider war es dem neuen Besitzer selbst nicht allzu lang beschieden, sich der Früchte seines tüchtigen Schaffens zu erfreuen. Am 3. März 1895 um 12 Uhr Nachts hauchte Andreas Haase Edler von Wranau sein Leben aus.

Mit seiner Witwe und Erbin Frau Hedwig von Haase sind seither der langjährige Procurist und nun­mehrige Leiter des E T nternehmens Alois Katzer und der älteste Sohn des Dahingeschiedenen, Max Haase Edler von Wranau, Gesellschafter der Firma A. Haase.

Die Buch- und Steindruckerei ist allen modernen Anforderungen der Zeit entsprechend ausgestattet und befasst sich ausser der Herstellung von Werken und aller mercantilen Drucksorten mit der Ausführung von Werth­papieren, wie: Actien, Pfandbriefen,. Schuldverschreibungen etc. Jedes Jahr gibt die Firma einen künstlerisch aus­gestatteten Kalender für ihre Geschäftsfreunde aus, der chromolithographisch nach Entwürfen erster Künstler, wie Döhler d. j., Woldem. Friedrich, Hirschl, G. Klimt, Koppay, Veith u. A. hergestellt wird. Das Papiergeschäft, eines der grössten der Monarchie, verbunden mit dem Handel von Schreib- und Zeichenrequisiten, erstreckt sein Absatzgebiet auf alle Theile des Reiches und über dessen Grenzen hinaus und unterhält ein Lager von circa 10.000 Metercentnern Papiere aller Arten.

Im Dienste des Unternehmens stehen derzeit 63 Beamte und 452 Arbeiter beiderlei Geschlechtes. Die Zahl der mit Dampf betriebenen Buch- und Steindruckpressen beträgt 52, jene der Maschinen mit Handbetrieb 75.