LEO KÜCHE

BUCHDRUCKEREI UND LITHOGRAPHISCHE ANSTALT

PILSEN.

n dem an zwei Flüssen, der Mies und der Radbusa, so glücklich gelegenen, altehrwürdigen Pilsen, der mit dem stolzen Attribute »semper fidelis« ausgezeichneten, fleissigen und immer mehr empor­blühenden königlichen Freistadt, wurde vor einem Vierteljahrhundert ein graphisches Etablissement von Leo Küche begründet, der auch heute noch als dessen Inhaber erscheint. Da der Druck anfangs blos mercantile Sorten umfasste, und insbesondere mit Rücksicht auf die beschränkte Concession führte Leo Küche sein Unternehmen als Accidenzdruckerei ein.

Innerhalb der so gesteckten Grenzen suchte Leo Küche seinem Geschäfte die grösstmögliche Entfaltung zu sichern, welches Ziel er vor Allem durch eine gediegene maschinelle Ausstattung zu erreichen trachtete. Schon im Jahre 1874 hält die erste Schnellpresse ihren Einzug in die Küchesche Officin, der im Jahre darauf eine zweite folgte. Eine wichtige Erweiterung erfährt der Betrieb im Jahre 1878, zu welcher Zeit die Einführung der Stereotypie stattfand.

Bald geht Leo Küche daran, seinen Wirkungskreis durch die Aufnahme neuer, in sein Fach einschlagender Artikel zu erweitern, indem er 1879 eine Monogrammpräge-Anstalt begründet und 1880 die Siegelmarken-Erzeugung in den Bereich seiner Thätigkeit zieht. Die im Jahre 1882 erfolgende Angliederung der Buchbinderei ist eine wichtige Etappe im Entwickelungsgange des hier besprochenen Unternehmens. Der Buchdruckereibetrieb selbst war inzwischen nicht vernachlässigt worden und hatte im Jahre 1886 durch die Aufstellung einer dritten Schnellpresse den von der Ausdehnung des Kundenkreises bedingten vergrösserten Umfang erhalten.

Schon im Jahre 1883 hatte Leo Küche in Anbetracht der dafür sprechenden Momente, als der Steigerung der Einwohnerzahl Pilsens und der Hebung des gewerblichen und industriellen Lebens, um Erweiterung seiner be­schränkten Concession angesucht. Trotzdem die gesetzlich geforderten Voraussetzungen vorhanden waren, wurde die Bitte abschlägig beschieden.

Im Bewusstsein der Berechtigung seines Begehrens erneuerte Leo Küche nunmehr Jahr für Jahr sein Ge­such, stets mit dem gleichen negativen Erfolge. Inzwischen wurde aber rüstig an der technischen Vervollkommnung des Etablissements gearbeitet. Das Jahr 1890 bringt die vierte Schnellpresse in die Officin, das Inventar wird durch Anschaffung des modernsten Schriftenmateriales ergänzt. Von grosser Bedeutung ist das Jahr 1892: in dieses fällt nämlich die Einführung des mechanischen Betriebes. Welche Höhe hätte schon damals das Etablissement erreichen können, wenn die Thatkraft seines Inhabers nicht durch die Fesseln der beschränkten Concession gebunden und es diesem möglich gewesen wäre, seine Wirksamkeit auf das ganze Gebiet der Kunst Gutenbergs ausdehnen zu können!

Endlich im Jahre 1895 wurde, Dank der ununterbrochenen Bemühungen Leo Küches, das im gleichen Jahre überreichte Gesuch um Erweiterung der Concession günstig beschieden und gleichzeitig auch die Errichtung einer Lithographie bewilligt.

Die erforderlichen Vorarbeiten waren rasch beendet, und schon in der ersten Hälfte des Jahres 1896 kam als fünfte Maschine eine lithographische Schnellpresse, System Faber V a , mit einer Druckfläche von 85 X 11 5 Centi- metern nebst zwei grossen lithographischen Handpressen und zwei Jahre später als sechste eine Buchdruck-Schnell­presse in Gang.

Die modernsten Apparate und Hilfsvorrichtungen, wie Linienmaschinen, Krebssche Reductionsapparate, Farbreibmaschinen etc. etc. ergänzten in vollkommener Weise die Einrichtung für den neuen Betriebszweig.

Die Zahl der Arbeitskräfte hat sich bei der stetigen Vergrösserung des Unternehmens selbstverständlich be­deutend erhöht; während zu Beginn blos zwei Hilfskräfte thätig waren, finden deren gegenwärtig schon 30 Be­schäftigung, dabei wird, ermöglicht durch eine unmittelbar bevorstehende Erweiterung der Arbeitslocalitäten, das Personal in Kürze eine Verdoppelung erfahren.

So ist es Leo Küche durch unausgesetztes, eifriges Streben gelungen, sein Unternehmen in die Reihe jener Etablissements zu rücken, welche unter dem milden Scepter Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef I. sich aus kleinen Anfängen zu ansehnlicher Bedeutung entwickelt haben.

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