KRAINISCHE SPARCASSE

LAIBACH.

s fiele nicht allzu schwer, die zahlreichen Beziehungen aufzusuchen, die zwischen dem gewaltigen Aufschwung der österreichischen Industrie und der mächtigen Entfaltung des österreichischen Sparcassewesens bestehen. Die Industrie mit ihrem eminenten Einfluss auf die Vergrösserung des Yolksvermögens, die Sparcassen als Sammelstellen mobilen Capitals, das wiederum durch tausende von Adern und Canälen productiven Zwecken zugeführt wird, sie stehen in vielfältiger Wechselwirkung zu einander, und die der Sparcassen-Institution ist mit dem Werdegang des durch die Industrie repräsentirten Zweiges der wirthschaftlichen Thätigkeit aufs Engste verknüpft. Ohne auf diese einzelnen Berührungspunkte näher eingehen zu müssen, kann wohl mit Recht behauptet werden, dass in einer der österreichischen Gross-Industrie gewidmeten Darstellung die heimischen Sparcassen nicht übergangen werden dürfen, soll nicht ein für die Gestaltung unseres ökonomischen Lebens, somit auch unserer Industrie überaus wirksamer Factor ausser Betracht bleiben.

Unter den österreichischen Sparcassen besitzt die »Krainische Sparcasse« in Laibach, das Zweitälteste der gleichartigen Institute Oesterreichs, eine besondere Bedeutung. Seit der Zeit ihrer Gründung, welche in das Jahr 1820 fällt, hat dieselbe in Verfolgung ihrer satzungsgemässen Ziele in einerWeise zur Förderung des öffentlichen Wohles des Kronlandes Krain beigetragen, dass nunmehr zahlreiche segensreiche Spuren dieser Wirksamkeit zu verfolgen sind, und dass die Leistungen dieser Anstalt einen geeigneten Maassstab für die Beurtheilung der hohen socialökonomischen Bedeutung der Sparcassen-Institution überhaupt abgeben können.

Als wichtigste Aufgabe der Sparcasseverwaltung galt es stets, das Interesse ihrer Einleger zu wahren, um auf diese Weise der ursprünglichen Bestimmung der Sparcassen, zur Hebung des Sparsinnes in der Bevölkerung beizutragen, gerecht zu werden. So wurde nicht allein jederzeit für die unbedingte Sicherheit der anvertrauten Gelder Sorge getragen, sondern auch darnach gestrebt, den Einlegern ein möglichst hohes Zinsenerträgnis zu ge­währen. Thatsächlich sank der Zinsfuss für Einlagen in jeder Höhe trotz der rapid fortschreitenden Verwohlfeilung des Geldes nie unter vier Procent, in den Siebzigerjahren konnte er sich durch eine längere Periode sogar auf 5 beziehungsweise 4 1 /., Procent erhalten.

Die steigende Zunahme der Einlagen, welche durch die vortheilhafte Verzinsung herbeigeführt wurde, machte sich angesichts der wachsenden Schwierigkeit einer geeigneten Fructificirung der Gelder häufig unangenehm fühlbar, und so begrüsste die Krainische Sparcasse die Begründung solcher Institute, welche einen Theil der Einlagsgelder ablenken sollten, mit Befriedigung. Von solchen liess sie namentlich den Spar- und Vorschussvereinen nach Raiff- eisenschem System Unterstützung zu Theil w-erden, indem sie ihnen einen grösseren Betrag zur Gewährung von unverzinslichen oder sehr gering verzinslichen Vorschüssen zur Disposition stellte und ihnen so die Möglichkeit bot, dem Bedürfnisse des Personalcredites, namentlich auf dem flachen Lande, gerecht zu werden. Trotz des auf diese Weise von Seite der Anstalt selbst geförderten Abflusses von Capitalien an andere Institute, wuchs der Einlagenstand und die Zahl der Einleger fortwährend, was naturgemäss einen mächtigen Aufschwung des Institutes überhaupt im Gefolge hatte. Am besten erhellt dies aus der nachfolgenden, die Entwickelung innerhalb einer 25jährigen Periode darstellenden Uebersicht:

Entwickelung

Es war der Stand Ende Juni 1870

des Verwaltungsvermögens.7,043.881-69

der Interessenteneinlagen.6,442.845-93

der Hypothekarforderungen.3,430.139-91

der Sparcasse-Interessenten . 19.330

des Reservefondes. 496.334-41

Ende Juni 1895 36,595.209-52

31,014.2 l822

15,560.814-13 53-854 4,008.1 18-65

Das Verwaltungsvermögen, die Interessenteneinlagen und die Hypothekarforderungen haben sich in diesem Zeitabschnitte somit rund auf das Fünffache erhöht, die Reserven sind sogar auf das Achtfache gestiegen.

So wie die Krainische Sparcasse einerseits das Interesse ihrer Einleger aufs Strengste wahrnahm, wusste sie andererseits bei der Anlage des Verwaltungsvermögens und der Verwendung des Geschäftsgewinnes weit über den Kreis ihrer unmittelbaren Interessenten hinausreichende gemeinnützige Zwecke zu fördern. So hat die Sparcasse im Hypothekargeschäfte durch Gewährung von billigem Credit eine erspriessliche Thätigkeit entfaltet und mit zur Er- mässigung des Zinsfusses für Hypothekardarlehen beigetragen. Seit dem Jahre 1887 besteht für solche ein Zinsfuss

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