D. J. FEUERLÖSCHER

HOLZSTOFF-, PAPIER- ond PAPPENDECKEL-FABRIK GRAZ, PRENNING, SÜSSENBERG.

n der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts kamen auf dem Gebiete der Papier-Industrie Erfindungen zur praktischen Yerwerthung, welche nicht allein in diesem Productionszweige geradezu eine Um­wälzung hervorriefen, sondern auch dazu beitrugen, dem gesammten industriellen Leben sein heutiges Gepräge zu geben und noch darüber hinaus von eminenter wirthschaftlicher Bedeutung waren; es ist dies die Anwendung des Holzstoffes zur Papier-Fabrication. Bis in die Fünfzigerjahre wurde Papier in den sogenannten Papiermühlen nach einer Methode erzeugt, deren grundlegende Principien schon seit den frühesten Zeiten geübt wurden; das Ausgangsmaterial, dessen sich die Papiermacher bedienten, bildeten im Wesentlichen noch immer, wie zu jener Zeit, wo wir in der Culturgeschichte zum erstenmal von der Papiererzeugung hören, die Hadern, welche im Wege eines in mehrere Phasen zerfallenden Fabricationsprocesses in Papier verwandelt wurden. Natürlich ergaben sich aus der Art des Rohstoffes, der nur in beschränktem Maasse zu Gebote stand, für die Fabrication grosse Calamitäten; schon frühzeitig musste da die Staatsgewalt durch Hadernausfuhrverbote eingreifen, musste sie der Rivalität der einzelnen Fabriken durch Hadernsammelprivilegien entgegentreten. All dieses hätte nicht genügt, den durch die natürliche Steigerung des Papierverbrauches erhöhten Rohstoffbedarf zu decken, wenn es nicht gelungen wäre, für die Hadern einen entsprechenden Ersatz zu finden. Man hatte zwar schon früher versucht, einen derartigen Ersatz zu schaffen die Versuche reichen bis in das vorige Jahrhundert und noch weiter zurück; die Praxis konnte aber von den Ergebnissen dieser Experimente keinen vortheilhaften Gebrauch machen. Erst in den Fünfzigerjahren be­kam die Papier-Industrie in dem Holzstoffe, und zwar nahezu gleichzeitig in dem auf chemische und mechanische Weise gewonnenen, ein geeignetes Surrogat für die Hadern.

Die Aufnahme dieses neuen Rohmaterials gab, wie in allen übrigen Ländern, auch in Oesterreich der Papier­industrie ein völlig geändertes Bild; hatten sich doch durch diesen Umschwung die Productionsbedingungen für die Erzeugung von Papier ganz und gar verändert. Die erste Voraussetzung für das Gedeihen einer Papierfabrik war jetzt die leichte Beschaffung des Rohstoffes, welche durch die Nähe geeigneter Waldungen gesichert wurde; nicht minder wichtig war ferner das Vorhandensein ausgiebiger Wasserkräfte, welche den grossen Kraftbedarf decken sollten. In durch diese Verhältnisse begünstigten Gegenden entstanden nunmehr auch Etablissements, welche entweder blos das ür die Papierfabriken erforderliche Halbfabrikat, den Holzstoff und die Cellulose erzeugten, oder nebstdem auch die Holzpappenfabrication, einen in kurzer Zeit zu hoher Bedeutung gelangten Industriezweig, betreiben. Die Alpenländer, die bisher für die Papierproduction gegenüber den nördlichen Staatsgebieten eine verhältnis­mässig geringe Bedeutung besessen hatten, waren unter den geänderten Verhältnissen von vorneherein berufen, in dieser Richtung grosse Wichtigkeit zu gewinnen. Ihr Holzreichthum, sowie die zahlreichen, bisher noch gar nicht oder nur unvollkommen ausgenützten Wasserläufe schufen daselbst die günstigsten Voraussetzungen für die Begrün­dung derartiger Etablissements.

In diese Zeit des Aufschwunges der alpenländischen Papier-Industrie fällt die Begründung der Firma D. J. Feuerlöscher, welche nunmehr bereits durch zwei Jahrzehnte eine erfolgreiche Wirksamkeit entfaltet. Die Unternehmung besitzt gegenwärtig Fabriksanlagen in Prenning bei Peggau und in Süssenberg bei Weitersfeld in Steiermark.

Die Werksanlagen des Etablissements haben seit ihrem Entstehen eine umfangreiche Erweiterung erfahren; dem entspricht die Vermehrung der Arbeiterschaft, wie auch die Steigerung der Production. An Stelle der beschei­denen Betriebsräumlichkeiten, in denen sich ursprünglich der Fabricationsprocess abspielte, erheben sich nunmehr drei stattliche Fabriken in Ober-Prenning, Unter-Prenning und Süssenberg.

Die Fabrik in Ober-Prenning besitzt eine Wasserkraftanlage von circa 140 Pferdekräften; deren Jahresproduction besteht in Holzstoff und Holzdeckel in einer Menge von circa 4000 Metercentnern. Die Betriebskraft in Unter-Prenning weist ungefähr dieselbe Stärke auf, wie in der ersterwähnten Fabrik; auch die jährliche Erzeugung ist annähernd die gleiche. Das dritte Etablissement der Firma, jenes in Süssenberg wurde vor Jahresfrist durch ein Schadenfeuer

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