Das rasche Wachsthum der Neudeker Papierfabrik kommt schon in der mächtigen Ausdehnung des ver­bauten Areale zum Ausdruck, welches gegenwärtig eine Fläche von 4500 Quadratmetern bedeckt, somit sich um mehr als den doppelten Umfang vergrössert hat. Dem Zuwachs an Baulichkeiten entspricht aber auch die ausgiebige Vergrösserung des maschinellen Inventars.

Die beiden kleinen Papiermaschinen hatten sich bald als unzureichend erwiesen, und an ihre Stelle traten zwei moderne Apparate aus der bekannten Fabrik von H. Füllner in Warmbrunn, deren eine, im Jahre 1898 auf­gestellt, mit einer Arbeitsbreite von 2500 Millimetern wohl die grösste Papiermaschine Oesterreich-Ungarns sein dürfte. Naturgemäss hatte auch die Betriebskraft eine Ergänzung gefordert, welche durch Erweiterung der Dampf­maschinenanlage auf 400 Pferdekräfte durchgeführt wurde, so dass nunmehr 700 Pferdekräfte die Arbeitsmaschinen im Gange halten. Diese letzteren bestehen aus zwei grossen Langsiebpapiermaschinen, zwei Cylindermaschinen, vier Schleifapparaten (Defibreuren), zwei Raffineuren, sechs Schneidemaschinen, drei Rastrirmaschinen, drei Calandern, elf Holländern und vier Kollergängen. Neben dieser vollkommenen Einrichtung ist noch die elektrische Beleuchtung zu erwähnen, welche durch zwei Dynamomaschinen von 200 Ampère bewerkstelligt wird.

Die Jahresproduction der Fabrik beträgt zurZeit 4500 tons, bestehend aus Post-und Schreibpapier, Rotations­und gewöhnlichem Druckpapier im Werthe von circa 750.000 fl. Die Absatzgebiete der Neudeker Papierfabrik haben inzwischen eine ansehnliche Ausdehnung erfahren, indem dauernde geschäftliche Verbindungen nebst den europäischen Staatsgebieten mit der Levante, mit Südamerika, Indien und sogar mit China und Japan angeknüpft wurden, welch letztere beide Länder bekanntlich in der Papierfabrication selbst eine bedeutende Leistungsfähigkeit besitzen. Den commerziellen Verkehr mit den Abnehmern besorgen in Wien, Prag und Budapest eigene Niederlagen, während in London, Hamburg, Belgrad, Constantinopel, Beyruth, Aleppo etc. etc. ständige Vertretungen bestehen.

Besondere Verdienste um die Förderung der Papier-Industrie nicht allein Oesterreichs, sondern aller Länder, erwarb sich Robert Fritsch durch die Erfindung einer Maschine zur Herstellung von vegetabilischem Pergamentpapier, für welche Patente in Deutschland (Z. 29395 und 36159), Belgien (Z. 70113 und 71106), Oesterreich (Z. 41510 und 6101), Ungarn (Z. 11303 und 26375) etc. erworben wurden. Diese Erfindung Fritschs war von weittragender Bedeutung, indem durch deren Einführung der Preis des Pergamentpapieres von fl. 2 auf fl. 0^50 sank, wodurch eine weitgehende Verwendung desselben ermöglicht wurde. Es gelangt nunmehr Pergamentpapier als Umhüllung von Butter, Käse etc. immer mehr in Gebrauch, welcher Umstand begreiflicher Weise grosse hygienische Vortheile bietet.

Robert Fritsch war auch bei der praktischen Verwerthung seiner Erfindung hervorragend betheiligt, indem er der Gründer und Erbauer der Prager Pergamentpapierfabrik Schlüter & Cie. Nachfolger Emil Hirsch & Comp., wurde. In Deutschland acceptirte die Fabrik der Rheinischen Actiengesellschaft für Papierfabrication in Neuss a. Rh. das Fritschsche System und erwarb auch das Recht der Ausübung des Patentes.

Die epochemachenden Pergamentfabrikate haben Robert Fritsch auf Ausstellungen mannigfache Auszeich­nungen gebracht, so in Paris, Wien, Prag goldene Medaillen und Ehrendiplome; aber auch die gewöhnlichen Papier­erzeugnisse der Neudeker Papierfabrik fanden fachmännische Beachtung und wurden auf den Ausstellungen in Eger, Brüx, Winterberg etc. vielfach prämiirt.

Bei der Schilderung der Neudeker Papierfabrik darf das erfreuliche Verhältnis zwischen Chef und Arbeiter­schaft nicht übergangen werden, die nicht zum geringen Theile schon seit Begründung des Etablissements, d. i. seit fünfzehn Jahren, daselbst beschäftigt ist. Dieses gute Einvernehmen ist vor Allem auf die wohlwollende Berück­sichtigung zurückzuführen, welche die Fabriksleitung gegenüber den Interessen der Bediensteten, deren Zahl nun­mehr zweihundert weit überschritten hat, jederzeit an den Tag legte. Die gesetzlichen Wohlfahrts- und Sicherheits­einrichtungen wurden genau durchgeführt, und nunmehr sollen auch Arbeiterwohnhäuser geschaffen werden, wovon eine ausgiebige Besserung der Lebensbedingungen des Personals erhofft werden kann. Die wirthschaftliche Bedeutung der Neudeker Papierfabrik ist aus der Höhe der ausbezahlten Löhne zu ermessen, welche gegenwärtig jährlich eine Summe von 60.000 fl. erreichen.

Das Jubiläumsjahr 1898 brachte für das besprochene Etablissement eine erfreuliche Hebung der Communi- cationsverhältnisse. Es wurde nämlich in diesem Jahre die Eisenbahn Johanngeorgenstadt-Karlsbad dem Verkehre übergeben, deren Station Hochofen nur 300 Meter von der Fabrik entfernt liegt. Von dort führen eigene Geleise bis zum Papiersaal und Holländersaal, auf denen die Zufuhr des Rohmaterials und die Verfrachtung dèr fertigen Producte besorgt wird, so dass nunmehr die Achsfuhren aller Art entfallen. Diese günstige Gestaltung der Pro- ductionsverhältnisse gibt dem Eigenthümer die Anregung zu einer neuen Ausdehnung des Etablissements, die in Bälde durchg-eführt werden soll.

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