CARL CRASSER

K. u. K. HOF- und ARMEE-WAFFENFABRIK

WIEN.

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egünstigt durch die reichen natürlichen Hilfsmittel, die vortrefflichen Erze und ausgiebigen Wasser­kräfte, gefördert durch den grossen Bedarf an Waffen aller Art, welche die eifrig gepflegte Jagd und das selten ruhende Kriegshandwerk aufweisen, hat die österreichische Waffenschmiedekunst frühzeitig eine hohe Blüthe erreicht und bis auf den heutigen Tag bewahrt.

Zu den würdigsten Repräsentanten der österreichischen Waffen-Industrie zählt gegenwärtig die k. u. k. Hof- und Armee-Waffenfabrik Carl Grasser, die nunmehr über fünfzig Jahre eine hervorragende Wirksamkeit entfaltet. Die Firma wurde im Jahre 1848 von Andreas Grasser, dem Vater des heutigen Inhabers, gegründet, der seine Thätigkeit mit vier Gehilfen in einer kleinen, gemietheten Werkstätte begann. Trotz der bescheidenen Aus­dehnung des Betriebes, erfreuten sich die Grasserschen Erzeugnisse damals schon eines ausgezeichneten Rufes, den sie ihrer Güte und Solidität wegen mit Recht verdienten.

Die Zeit des raschen Aufschwunges der Firma beginnt mit der Thätigkeit des gegenwärtigen Chefs Carl Grasser, welchem der Gründer sein Geschäft noch bei Lebzeiten übergab. Um eine wesentliche Erweiterung des Unternehmens zu ermöglichen, verlegte Carl Grasser den Schwerpunkt der Fabrication nach Nest an der Lab, bei Neulengbach, welcher Ort alle für die Begründung einer derartigen Industrie vortheilhaften Eigenschaften besitzt.

Die Waffenfabrication erfordert einen verhältnismässig grossen Kraftaufwand; diesen bietet die Lab in der Stärke von 20 bis 25 Pferdekräften. Die Arbeiter finden in der dortigen Gegend bessere Existenzbedingungen, als in der Grossstadt, dabei ist die Entfernung von Wien eine geringe, so dass nur minimale Frachtspesen entstehen und die Verbindung mit dem Wiener Geschäfte leicht aufrecht erhalten werden kann.

Die Wasserkraft der Lab wird durch eine Turbinenanlage rationell ausgenützt und in dem Hammerwerke und der Schleiferei an den einzelnen Maschinen praktisch verwerthet. An diesen sind circa 50 Arbeiter thätig, welche sich mit der Herstellung aller Arten Schiess-, Hieb- und Stichwaffen beschäftigen, die sich in allen sachverständigen Kreisen besonderer Anerkennung erfreuen. Beweis dafür ist, dass die Firma nicht allein durch den k. u. k. Hof- und Armeelieferanten-Titel ausgezeichnet wurde, sondern sie geniesst auch das hohe Vertrauen, mit Aufträgen fremder Souveräne beehrt zu werden. Letztere gaben ihrer Zufriedenheit in der schmeichelhaftesten Weise Ausdruck. So wurde Carl Grasser Hoflieferant Sr. Majestät des Königs von Preussen und Sr. kgl. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha; der König von Serbien und der Fürst von Bulgarien verliehen Carl Grasser den Takowa- respective den Civilverdienst-Orden; von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich wurden dessen Leistungen noch durch die Verleihung des Franz Joseph-Ordens besonders gewürdigt. Carl Grasser ist auch Vorsteher der Genossen­schaft der Büchsenmacher, Schwertfeger etc. etc., handelsgerichtlich beeideter Schätzmeister etc. etc.

Die Grasserschen Waffen haben auf den bedeutendsten Ausstellungen die ersten Preise und goldene Medaillen erworben.

Die Vorzüge der Erzeugnisse der Firma Grasser werden sowohl im Inlande als auch in fremden Staaten hochgeschätzt und in Folge dessen findet ein regelmässiger Export nach Serbien, Rumänien, Bulgarien, Italien, Persien, Südafrika etc. statt. Die dorthin abgelieferten Grasserschen Fabrikate tragen wesentlich dazu bei, das Ansehen der von Alters her hochberühmten österreichischen Waffen-Industrie zu erhalten und zu kräftigen.

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