ROHRBACHER

ZUCKERRAFFINERIE-ACTIENGESELLSCHAFT

WIENROHRBACH.

ie Rohrbacher Zuckerraffinerie-Actien-Gesellschaft wurde im Jahre 1882 unter Betheiligung hervor­ragender Wiener, Brünner und Budapester Firmen gegründet. Es sollte ein gross angelegtes, nach dem neuesten Stande der Raffinationstechnik ausgestattetes Etablissement geschaffen werden, w-elches von vorneherein die Production im grossen Stile aufzunehmen bestimmt war. Um die hohen Baukosten zu decken, wurde für das Actiencapital ein Betrag von 1,000.000 fl. bemessen, welcher durch 1000 Stück voll eingezahlter Actien zu 1000 fl. aufgebracht wurde. Das Capital kann gemäss der Statuten auf den doppelten Betrag erhöht werden.

Als Standort der Raffinerie wurde Rohrbach bei Gross-Seelowitz in Mähren gewählt in Anbetracht der mannig­fachen Vortheile, welche diese Gegend dem Betrieb bietet. Nicht nur, dass diese Lage im Centrum der öster­reichischen Rohzuckerfabriken eine günstige Beschaffung des zu verarbeitenden Materials ermöglicht, gewähren die dortigen Verkehrsverhältnisse auch die grössten Vortheile für die Abfuhr in die verschiedenen Consumgebiete.

Mit ihrer ursprünglichen Betriebseinrichtung war die Raffinerie in der Lage circa 500 Metercentner weisse AVaare per Tag zu verarbeiten. Als Kraftquelle standen Dampfmaschinen in ,der Stärke von 250 Pferdekräften in Verwendung; die verschiedenen Arbeiten in Fabrik und Magazin wurden von circa 500 Bediensteten ausgeführt.

Die Rohrbacher Zuckerraffinerie reihte sich somit gleich zu Beginn unter die bedeutendsten Industriale der Raffinationsbranche ein. In der Folge hat das Etablissement, theils durch Erweiterung der Betriebsmittel, theils durch Vervollkommnung der Productionsweise, eine noch weit erhöhte Leistungsfähigkeit erworben. Was die Verbesserung des Verfahrens anbelangt, so ist vor Allem die Einführung der Affination und die Aufnahme der Würfelzucker­erzeugung zu erwähnen; damit parallel gieng eine Vermehrung der Fabriksbaulichkeiten, Magazine und Wohngebäude, eine Vergrösserung des Maschinenbestandes, theilweise Installation der elektrischen Beleuchtung und Erhöhung der Arbeiterzahl.

Zur Zeit sind im Betriebe 800 Arbeiter thätig; die Dampfkraft wurde auf 320 Pferdekräfte erhöht und im selben Maasse wuchs die Anzahl der verschiedenen Raffinationsmaschinen und Apparate. Durch diese Reformen wurde die Productionsfähigkeit der Rohrbacher Raffinerie erheblich gesteigert; dieselbe kann nunmehr per Tag 1500 Metercentner weisse Waare erzeugen, zählt daher nach wie vor zu den bedeutendsten einschlägigen Etablissements.

Der Bestand der Rohrbacher Zuckerraffinerie hat auf ihre unmittelbare Umgebung ungemein vortheilhaft eingewirkt. Am deutlichsten geht dies daraus hervor, dass die Bevölkerung des Ortes seit Gründung der Fabrik bis auf den heutigen Tag nahezu auf das Doppelte angewachsen und der Werth der Häuser und Gründe daselbst ansehn­lich gestiegen ist. Der grösste Theil der Einwohner sind Arbeiter der Raffinerie, welche in derselben ihren Lebens­unterhalt finden und durch Wohlfahrtseinrichtungen, und zwar durch eine wohlorganisirte Krankencasse, durch Ar­beiterhäuser etc. wirthschaftlich gefördert werden. Manche Einrichtungen, z. B. die wohl ausgebildete Fabriksfeuer­wehr, kommt der ganzen Umgebung zu Gute.

Den Vorstand der Rohrbacher Zuckerraffinerie-Actien-Gesellschaft bildet ein Verwaltungsrath, der gegen­wärtig aus den Herren A. M. Elias, türkischer Grosshändler, Ladislaus v. Dirsztay, Realitätenbesitzer in Wien, Heinrich M. Elias, Ignaz Löw-Beer in Brünn, Dr. Bela Bamberger in Budapest, Dr. Richard R. v. Bernardt, Central- Güterdirector in Wien, Josef v. Flesch-Brunningen, Kaufmann in Brünn und Karl Kockert, Centraldirector der Ge­sellschaft in Wien besteht. Als Präsident der Gesellschaft fungirt Herr A. M. Elias.

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