modernen Grundsätzen geleitet und technisch vollkommen ausgestattet war, den erhöhten Anforderungen vorzüglich gerecht werden, und die Bedeutung desselben erhöhte sich daher von Jahr zu Jahr. Am Bergstein zu Prag, wo sich früher die Arbeitsstätten befanden, entstand ein ansehnlicher Fabrikscomplex, wo zahlreiche fleissige Hände an der Fertigstellung der sich immer mehr häufenden Aufträge arbeiteten.

Mehr als dreissig Jahre war Heinrich Rohrs als Chef und Leiter des Unternehmens thätig, das unter seiner Führung eine so erfreuliche Entwickelung genommen hatte. Ihm zur Seite waren seine beiden Neffen Hugo und Robert Sieburger gestanden, im Sinne der Geschäftsprincipien ihres Oheims wirkend. Im Jahre 1890 beschloss Heinrich Rohrs, sich vom Geschäfte zurückzuziehen; er übergab die Firma seinen Mitarbeitern, den obgenannten Neffen Hugo und Robert Sieburger, und war dabei von dem beruhigenden Bewusstsein erfüllt, seine Lebensarbeit in bewährte Hände zu legen. Bis zum Jahre 1894 war es ihm vergönnt, die wohlverdiente Ruhe zu geniessen, zu welcher Zeit sein arbeitsreiches Leben abschloss.

Die jungen Chefs sahen sich im Jahre 1895 veranlasst, eine vollständige Reorganisation des Betriebes vor­zunehmen. Bisher befand sich, wie schon erwähnt, die Fabrik am Bergstein, im belebtesten Viertel Prags. Dieser Standort hatte aber auch mancherlei Nachtheile sowohl für die rationelle Führung, wie namentlich für die Aus­dehnung der Fabrication im Gefolge, und so entschlossen sich die Chefs der Firma Heinrich Rohrs, gleich zahl­reichen anderen Industriellen, ihr Etablissement aus dem Weichbilde der Stadt zu verlegen. Als neuer Standort wurde Bubenc erwählt, wo sich für die Production nicht zu unterschätzende Vortheile boten. Abgesehen von den günstigen Arbeiterverhältnissen und der geringeren Behinderung durch Anrainer, kam namentlich der Umstand in Betracht, dass die Moldau in Bubenö eine ansehnliche Wasserkraft bot, welche im Betriebe vortheilhaft verwerthet werden konnte. Kurze Zeit nach der Uebersiedlung suchte ein verheerender Brand die Arbeitsstätten heim, der sie nahezu vollständig in Asche legte. Doch gelang es, den Schaden rasch wieder gut zu machen, und der Betrieb konnte nach kurzer Unterbrechung in seiner Gänze wieder aufgenommen werden.

In den Productionsbereich der Firma gehören sämmtliche Arbeiten der Kunsttischlerei und der Decorations- technik. Es werden sowohl einzelne Möbelstücke verfertigt, wie auch complete Einrichtungen von Wohnungen, Banken, Schlössern, Palais, öffentlichen Etablissements etc. ausgeführt. Ein deutlicher Beweis für die Leistungsfähigkeit der Unternehmung liegt darin, dass es ihr nicht allein möglich ist, innerhalb der inländischen Möbelbranche eine erste Rolle zu spielen, sondern auch, trotz der hohen Zölle, mit dem Auslande zu concurriren. In verschiedenen Ländern hat die Firma ständige Abnehmer, und schon zu wiederholtenmalen wurde ihr die vollständige Einrichtung von grösseren Baulichkeiten im Auslande übertragen. Das Haus Rohrs scheut aber auch kein Opfer, um die Oeffentlichkeit mit seinen Erzeugnissen bekannt zu machen. Der geeignetste Weg dazu war die Betheiligung an den hervorragenden Aus­stellungen des In- und Auslandes. Diese Theilnahme hatte regelmässig ehrende Auszeichnungen für die Firma Heinrich Rohrs im Gefolge. So wurden derselben namentlich auf folgenden Expositionen erste Preise und Medaillen zu Theil: Paris 1867, London 1870, Wien 1873, Teplitz 1875, München 1876, Brüssel 1888 etc. etc.

Zum Schlüsse möge noch erwähnt werden, dass die Verhältnisse der Arbeiterschaft in der Fabrik recht be­friedigende sind. Sowohl für Schutzmaassnahmen bei den Maschinen, wie für hygienisch'e Vorkehrungen etc. ist Vor­sorge getroffen, und unterscheidet sich darin, wie auch in der kürzeren Arbeitszeit und in der besseren Entlohnung, der Fabriksbetrieb vortheilhaft von den handwerksmässig geführten Gewerben.

Wenn wir die Geschichte der Firma Rohrs, die nunmehr länger als 80 Jahre am Prager Industrieleben thätigen Antheil nimmt, rückschauend betrachten, so finden wir unter den drei Generationen der Inhaber stetig das Bestreben bethätigt, den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden und das Unternehmen sowohl in technischer Hinsicht, wie auch in Bezug auf die commerzielle Organisation auf der Höhe zu erhalten; daraus ist zu erklären, dass das Etablissement aus den bescheidenen Anfängen sich zu seiner heutigen Bedeutung emporgeschwungen hat und es ist zu erwarten, dass bei der Bethätigung der alten Geschäftsprincipien der günstige Entwickelungsgang fort- dauern wird.

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