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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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Bedeutet diese Strömung wirklich eine Einseitigkeit, eine Schwäche, so beruht doch sicherlich daraus die Stärke des gegenwärtigen Zeit­alters, welches aus dem Gebiete wirthschaftspolitischer Erkenntniß so große Fortschritte auszuweisen hat. Es gehört zu den bedeutsamsten Thatsachen des Jahrhunderts, daß im deutschen Volke nicht nur das politische Nationalbewußtsein zum Ausdruck gelangte, sondern daß bald darauf auch das wirthschastliche Nationalbewußtsein erwachte und die Aonsolidirung und Fortentwicklung des neuen Staatswesens glücklich beeinflußte; denn wirthschastspolitisch vorwärts und nach Vermehrung und Erweiterung von Arast und Macht streben, heißt fest zusammen­halten und friedlich kämpfen, heißt zugleich für den eigenen wie für den Fortschritt der Menschheit wirken. Auch das neue deutsche Reich hat Thaten zu verrichten und Eroberungen zu machen, wie sich deren Engländer, Franzosen und selbst kleinere Völker rühmen können; doch sollen diese Thaten friedliche, diese Eroberungen wirthschastliche sein.

Von Europa aus führen nach dem Orient zwei Wege, Beide in ihrem Wesen bestimmend für die Ziele derjenigen, welche darauf vordringen. Bloßen Handelszwecken und in Folge dessen zunächst den Handels- und schifffahrttreibenden Völkern Westeuropa's, vor Allem den Engländern, dient der Seeweg, welcher leicht befahren, rasch aus­gebeutet werden kann und in der That von Westeuropa aus nach Aräften ausgenützt wird. Anderer Art ist der Landweg; er gewährt nur ein langsames und schwieriges Vorwärtsschreiten, drängt aber zu höheren Zielen als bloßen Handelsgeschäften, erweitert sich Schritt für Schritt selbst zu einem Markt, und gestattet den Trägern einer über­legenen Aultur weithinaus im Interesse allgemeinen Fortschrittes Wurzel zu fassen und neue Aeime zu treiben. Den mitteleuropäischen Völkern gehört der Landweg nach dem Orient und unter deutscher Führung wird er fortan zielbewußt zu betreten sein.

I.

Bisher sind die wirthschaftspolitischen Beziehungen zwischen Europa und dem Orient durch bloße Handelsgeschäfte von den west­europäischen Völkern unter Englands Führung allzu einseitig entwickelt worden, während Mitteleuropa mit Oesterreich-Ungarn als Vorland nicht dazu gelangte, den Ländern des Orients freundnachbarlich die kräftigen Triebe seiner Aultur zuzuführen.

Um den Orient kümmert sich hier Niemand", schrieb ^853 der Bundestagsgesandte von Bismarck in einem Arivatbriefe,mögen die Russen oder die Türken in die Zeitungen setzen, was sie wollen, man