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Nach dem Orient! : Donauwärts - die Orientbahnen - zur See
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für unsere Interessen bestimmt werden. Wir dürfen in dem Rumpfe zwischen Rußland und der Türkei nicht außer Acht lassen, daß wir im ersteren Lande einen Abnehmer von Baumwollsabrikaten im Werthe von 700,000 As. St. besitzen, in der Türkei aber Baumwollsabrikate im Werthe von 7'300,000 As. St. absetzen."

Nicht weniger rücksichtslos hat die französische Konkurrenz im Orient, namentlich in Aegypten und Griechenland, lediglich ihre Interessen verfolgt und ausgebeutet, was nur immer ausgebeutet werden konnte. Nachdem Cypern und Egypten von England besetzt worden, blickt Frankreich begehrlicher als zuvor nach der Levante, insbesondere nach Syrien. Was Frankreich dort soll und will, das hat unmittelbar nach Leon Say auf dem Iahresbankett der Lyoner Gesellschaft für politische Oekonomie vorn 29. März ^883 Francis Charmes ausgesprochen, indem er im Anschluß an Leon Says hinweise aus die Wichtigkeit auswärtiger Absatzgebiete für die französische Industrie aufs neue die Aufmerksamkeit der Franzosen auf das Mittelmeerbecken als aus eines ihrer günstigsten und natürlichsten Handelsgebiete lenkt. Er bat, die französischen Missionen im Libanon und in Aalästina nach Arästen zu unterstützen, da diese die wahren Träger des französischen Einflusses seien. In Aegypten und Aalästina müsse Frankreich dieselbe Aolitik befolgen wie in Tunis, in Toriking, auf Madagascar und in Neu-Caledonien.

In den Anlehensgeschäften mit den Orientländern, namentlich mit der Türkei, haben Engländer und Franzosen die äußersten Kon- sequenzen ihres Ausbeutungssystems gezogen. Den gewissenlosen Regier­ungsmännern der Aforte hat man von London und Aaris aus das Geld förmlich aufgedrängt, freilich zu Wucherzinsen bis zu ^5 Arozent, und dabei abgesehen von den Emissionsgewinnen derart operirt, daß in Folge der übermäßigen Zinsen die Türkei die geliehenen Aapitalien zum größten Theile zurückgezahlt hatte, als sie wegen Ueberschuldung ihren vertragsmäßigen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte. Von London und Aaris aus ist auch der internationale Aapitalismus in die Türkei eingeführt worden und in seinem Gefolge die Korruption im großen Styl, gegen welche das alttürkische Bakschischwesen als ein harmloser Brauch erscheint.

Rußland seinerseits kann hinter seinen wirthschastspolitischen Be­strebungen die politischen Ziele nicht verbergen, welche es sich vorgesetzt. Der europäischen Konkurrenz wirtschaftlich nicht gewachsen, will Ruß­land sich in den Besitz des Bosporus setzen, um alsdann auch wirth- schastspolitisch mit hülse einer hohen Schutzzollmauer herrschen zu können, in welche es sicherlich möglichst weite Strecken der Balkanhalbinsel ein­schließen möchte.