XI

Wenn das mitteleuropäische mit dem türkischen Eisenbahnnetz noch immer nicht in Verbindung gebracht worden, wenn es noch nicht gelungen ist, nach Fertigstellung der türkischen Bahnrümpfe im Jahre s872 den Ausbau der Lücken zwischen dem mitteleuropäischen und türkischen Eisenbahnnetz in einer Gesammtlänge von etwa 750 llm durchzusetzen, so ist dafür in letzter Linie die östererreichisch - ungarische Regierung verantwortlich zu machen, da ohne die Hilfe derselben die betheiligten Vertreter unsauberer Spekulationen längst in ihr dunkles Nichts zurückgedrängt worden wären. Vor länger als einem halben Jahrhundert wurde die erste Lokomotivbahn in Betrieb gesetzt, seit einem Vierteljahrhundert ist das mitteleuropäische Eisenbahnnetz in seinen Hauptlinien ausgebaut worden und vermittelt, belebt und be­fruchtet den gesammten Verkehr; seit dem Jahre s873 erfreut sich auch das türkische Reich eines Eisenbahnnetzes — allein zwischen den tür­kischen und mitteleuropäischen Bahnen sind im Interesse der Bestre­bungen eines grundsätzlichen Spekulanten so große Lücken gelassen worden, daß ein direkter Eisenbahnverkehr zwischen Mitteleuropa und dem tür­kischen Reiche nicht möglich ist und von beiden Seiten her aus alle die vielfachen Annehmlichkeiten und fruchtbringenden Vortheile eines solchen für den Handel bis zur Stunde Verzicht geleistet werden muß. Wer in der winterlichen Jahreszeit den Weg zwischen Aonstantinopel und Wien oder Berlin zurückzulegen hat, findet Gelegenheit, zwischen Varna und Aonstantinopel alle die Unannehmlichkeiten und Schwierig­keiten kennen zu lernen, welche der Mangel einer ununterbrochenen Eisenbahnverbindung im Gefolge hat. Fortwährend erleiden die Lloyd- schisfe wegen der Stürme aus dem schwarzen Meere beträchtliche Ver­spätungen und wenn in Giurgewo wegen des Eisgangs aus der dort etwa ssOO Meter breiten Donau jedwede Ueberfahrt eingestellt ist, stockt der Verkehr vollends.

Was da unter den Augen Europas ungeahndet geschehen, ist schier unbegreiflich und unter den heutigen Verhältnissen wohl nicht zum zweiten Male möglich. Mit Hilfe blendender Ankündigungen und bezahlter Zeitungen, namentlich der allezeit käuflichen liberalen Wiener Tagespresse, entlockt man dem mitteleuropäischen Publikum für den Bau einer großen mitteleuropäisch-türkischen Eisenbahnlinie' gegen 300 Millionen Mark, verwendet etwa s^O Millionen Mark für den Bau von türkischen Bahnrümpsen, welche den Verkehr der Türkei mit Mitteleuropa ab- und ans Meer den Engländern und Franzosen zuleiten, steckt den Rest von s60 Millionen Mark als Ge­winn in die Tasche, intriguirt gegen den Ausbau dieser Bahnen, um nicht den ausbedungenen H>acht zahlen zu müssen und erfreut sich in